Inspirationen 2024
Inspiration auf Knopfdruck!
Schön wäre es! Oder doch nicht? Dass sich Kreativität nicht erzwingen lässt, wissen wir alle. Und eigentlich ist das auch gut so! Denn in Buchhandlungen zu stöbern, in Geschichten einzutauchen, sie auf sich wirken zu lassen, um dann daraus etwas Eigenes zu kreieren: Ist das nicht etwas vom Schönsten an der Tätigkeit als Leseanimatorin?
«Peerlearning»
Im Wissen, dass diese Aussage schon von vielen «Vorschreiberinnen» gemacht wurde: Der Austausch mit anderen Leseanimatorinnen ist unbezahlbar und immer wieder inspirierend. Nicht nur in der Phase der Buchauswahl, sondern vor allem auch im Erarbeitungsprozess einer Animation erlebe ich den Austausch als wertvoll.
Mit Kindern im Dialog
Ein Buch ist ein Geschenk, welches nach dem Öffnen noch lange nicht ausgepackt ist. Geschichten und Bilder sind vielschichtig. Jede/r nimmt etwas Anderes daraus. Darum schaue ich die Bücher, welche ich für eine Animation verwenden will, gerne bereits vor der Planungsphase mit meinen eigenen Kindern oder teilweise auch mit meinen SchülerInnen an. Was Kinder nicht alles sehen! Meist schauen sie sich die Bilder viel genauer an als ich. Ihre Interpretationen erlauben mir eine bessere Vorbereitung auf die Animation, ihre Ideen können einfliessen, Stolpersteine werden sichtbar. Schön ist und bleibt aber immer auch die Unplanbarkeit. Am meisten freut es mich, wenn es mir gelingt, an einer Leseanimation spontan auf die Inputs der Kinder zu reagieren.
Reife-Stapel und Listen-Fetisch
Gute Weine müssen reifen, heisst es. Von Wein habe ich keine Ahnung, aber mit Büchern geht es mir manchmal so. Von einer Leseanimatorin einen Buchtipp erhalten? Das Buch sofort hellbegeistert gekauft- und nun sprudeln die Ideen nicht? Kein Problem! Das Buch kommt auf den Reife-Stapel*, wird ab und zu in die Hand genommen, mit Post-its verziert und schlummert vor sich hin, bis der Moment reif ist (oder manchmal halt auch nicht). Dass mein Reife-Stapel nicht zum Turm von Pisa wird, habe ich meinem Listen-Fetisch zu verdanken. Gefällt mir ein Buch, nehme ich es zuerst einmal in meine Liste möglicher Leseanimationen auf. Erst wenn ich merke, dass mich der Gedanke an ein Buch nicht mehr loslässt, kaufe ich es. Soweit die Theorie – in der Praxis kaufe ich trotzdem auch spontan Bücher. Aber immerhin sind es so ein paar Kilo weniger…
Die Sache mit der Zeit
Kreativität braucht Zeit und (geistige) Musse. Dass ich schon mehrere mögliche Bücher im Hinterkopf habe und mich nicht von Animation zu Animation hangeln muss, ist für mich sehr entlastend. So bleibt Luft für die kreative, offene Entwicklungsphase zu jedem Buch.
Also doch…
Inspiration geschieht nicht auf Knopfdruck. Ein paar Kniffe, wie es mir leichter fällt, kreativ zu sein, habe ich zum Glück mittlerweile schon. Wieviel Druck brauche ich, um kreativ zu sein? Wie kann ich Blockaden lösen? Ich weiss, dass ich je nach Arbeitsphase andere Rahmenbedingungen brauche. In Bewegung (Hundespaziergang, auf dem Velo, beim Schwimmen) können die Gedanken schweifen, Ideen für den Einstieg in ein Buch oder zur Kulisse entstehen. Die Grobplanung der Animation erstelle ich am liebsten auf einer Zugsfahrt oder im Café. In diesen Settings kann ich mich gut konzentrieren. Es ist nicht ganz still und es bieten sich mir weniger Ablenkungsmöglichkeiten als zuhause (ausser bei interessanten Gesprächen am Nachbartisch). Für den Feinschliff brauche ich Ruhe. Zuhause arbeite ich gerne, wenn es um die konkrete Umsetzung geht, wenn es zum Beispiel noch eine Kulisse, eine Figur oder eine Bastelidee zur Vertiefung braucht. Da schaue ich, was mein Fundus an Bastelmaterial hergibt, und ich lasse ich mich gerne vom Material leiten. Ich kaufe kaum etwas für meine Animationen. Lieber arbeite ich mit Bestehendem oder mit «wertlosem» Material.
Auf viele inspirierende Berichte und Begegnungen mit euch freut sich
Corinne Schlüchter