Zwei für mich, einer für dich
Praxis im Detail 110 / September 2024
Eine Leseanimation im Kindergarten zum Bilderbuch von Jörg Mühle, Moritz Verlag 2018
Wenn ich mich für eine Leseanimation vorbereite, trage ich das Buch oft gedanklich einige Wochen mit. Ich halte die Augen und Ohren offen, schreibe mir Ideen, Spiele und Verse auf, mache Fotos und habe irgendwann eine Sammlung an Ideen. Damit versuche ich dann eine abwechslungsreiche, interessante und anregende Animation mit einem roten Faden aufzugleisen.
„Zwei für mich, einer für dich“ finde ich ein tolles, humorvolles Bilderbuch. Trotz des eher kleinen Formates eignet es sich auch für Kindergruppen, da die Illustrationen gross und klar sind. Es gibt zwar auch Details zu entdecken, dafür haben wir ja unsere Methoden.
Das Thema Teilen ist sehr nahe an der Lebenswelt der Kinder und immer wieder aktuell. Die Geschichte eignet sich auch sehr gut, um immer wieder über das Gehörte zu sprechen und zu reflektieren.
Einstieg
Wir beginnen mit einem Waldliedli oder -versli. Wenn die Kinder gerade eines aus dem Kindergarten kennen, dürfen sie es mir gerne vorsingen.
Und wir machen einen Bärenvers:
Chlyne Brummbär,
chlyne Schtumpe,
chasch so luschtig umegumpe!D Füessli zäme, d Füessli uuf,
hindere, füre, hesch no Schnuuf?
Z letscht no zringelum und bum –gheit das Bärli um!
Tradiert
Da wir heute eine Geschichte über Waldtiere hören, möchte ich die zuerst einmal vorstellen. Ausgiebig betrachten wir die Seiten über den Braunbären im Sachbuch „Lebensgross – Tiere des Waldes“, von Holger Haag mit Illustrationen von Manfred Rohrbeck, Coppenrath 2019
Wir vergleichen unser Hände mit den Bärenpfoten und messen mit einem Klappmeter wie gross ein Bär sein kann. Immer wieder hole ich das Vorwissen der Kinder ab. Auch zum Wiesel zeige ich ein Bild und erzähle kurz etwas.
Geschichte
Aus einigen schönen und waldigen Vorsatzblättern von weiteren Bilderbüchern habe ich eine Art Kulisse/Hintergrund gebastelt. Tipp: Wäscheklammern verhindern, dass die Bücher immer wieder zuklappen.
Durch diesen Wald spaziert von der einen Seite der Bär nach Hause und findet unterwegs Pilze, welche er mitnimmt. Von der anderen Seite kommt das Wiesel aus der Stadt, dort hat es noch eine neue Pfanne gekauft. Zu Hause treffen sich die zwei wieder.
Wir wechseln vom Tischtheater ins Bilderbuch. Ich erzähle die Geschichte dialogisch, immer wieder stelle ich Rückfragen „Wer von euch hilft beim Tischdecken oder Kochen?“, „Was ist euer Lieblingsessen?“. Wir erfinden eigene lustige Schimpfwörter. Natürlich überlegen wir auch, wie man denn diese drei Pilze durch zwei teilen kann. Die Kinder haben da sehr schnell eigene Ideen und eine ganz klare Meinung, was fair ist und was nicht. Auch das Ende der Geschichte gefällt allen gut und animiert zum Weitererzählen.
Bastelangebot
Im Anschluss an die Geschichte vertiefen wir diese noch mit einer Bastelarbeit. Wir basteln ein kleines Theater aus einem Pappteller und den zwei Figuren Bär und Wiesel. Gemeinsam überlegen wir, wo denn die zwei Freunde sein könnten: Am Strand, im Wald oder vielleicht im Einkaufszentrum. Manche gehen in die Pizzaria oder gar in ein Kung Fu Training. Alle haben nun eine Idee und flitzen los. Ab jetzt wird fleissig geschnitten, geklebt, gemalt und erzählt.
Am Schluss dürfen alle die möchten ihr kleines Theater noch den anderen zeigen. Manche spielen auch direkt eine Szene vor.
Mir ist beim Vertiefungsangebot immer wichtig, dass es nicht zu viel Material braucht. Gerne auch solches, welches die Kinder zu Hause haben und somit die Aktivität wiederholen können. Die Kinder sollen eigene Ideen einbringen können. Das kleine Theater vertieft die Geschichte und kann beliebig oft und lange bespielt werden. Diese kleinen Rollenspiele sind sprachfördernd, regen zum Erzählen an. Und nicht zuletzt kommt etwas nach Hause, was eine Brücke schlägt zwischen Leseanimation/Kindergarten und zu Hause.
Ein sehr gelungener, lustvoller und fröhlicher Vormittag geht zu Ende. Stolz nehmen die Kinder ihr Theater mit nach Hause.