Inspirationen 2024

1. August 2024


Meine Inspirationen…

…stammen sehr oft aus dem Alltag. Häufig kommt es vor, dass mich ein Buch geradezu anspringt, wenn ich nach neuen Bilderbüchern stöbere. Manchmal ist es eine Farbe, die heraussticht und mich dazu ermuntert, das Buch ganz genau in Augenschein zu nehmen. So war es beispielsweise beim Buch «Das wundervolle Fluffipuff» von Beatrice Alemagna. Ich liebe Farben und Muster und überall in meinem Alltag wimmelt es davon. Deshalb zog mich die Art der Illustration und die Farbe Pink bei diesem Buch irgendwie magisch an.

Manchmal ist es aber auch etwas ganz Naheliegendes und ein Buch inspiriert mich, weil ich mich mit dem Inhalt des Buchs sehr gut identifizieren kann. Schon immer waren meine Augen sehr gut und obschon ich mir schon als Kind immer eine Brille gewünscht hatte, war dieses Hilfsmittel für mich nie nötig. Stets habe ich mich gefragt, wie es wohl ist, wenn man nicht so genau sehen kann. Nun, seit etwa zwei Jahren kenne ich das Gefühl, wenn Kleingeschriebenes plötzlich nicht mehr so scharf zu lesen ist, wie man sich dies wünschen würde. Vor einem Jahr entschied ich mich dann, dass es Zeit ist für eine Brille. Daher konnte ich dem Bären im Buch «Bär und seine Brille» von Leo Timmers sehr gut nachfühlen und es zauberte sofort ein Lächeln auf meine Lippen. Ich mag Bücher, die ein witziges Ende haben, das bei den Veranstaltungen auch die Erwachsenen schmunzelnd zurücklässt.

Eine weitere wichtige Inspirationsquelle sind meine Leseanimationskolleginnen. Zum Beispiel der regelmässige Austausch über Sprachnachrichten zu unseren aktuellen Entdeckungen oder Arbeitsprozessen mit meinem Lerntandemgspändli, aus der Ausbildung zur Leseanimatorin SIKJM, Corinne Schlüchter. Ich finde es immer wahnsinnig spannend und anregend, mich mit ihr über Ideen auszutauschen und diese gemeinsam weiterzuspinnen. Mir ist bewusst, dass viele Leute Sprachnachrichten als mühsam empfinden, weil man sich die Zeit nehmen muss, sie zu hören. Uns wurde von unseren Männern auch schon die Frage gestellt, ob es nicht viel einfacher wäre, einfach zu telefonieren. Meine Antwort: «Nein, ist es nicht.» Ich finde Sprachnachrichten sehr inspirierend, da sie mir im Gegensatz zu einem Telefonat viele Freiheiten zulassen. Ich kann sie hören, wenn ich wirklich Zeit dafür habe, kann mir länger Gedanken machen über das Gehörte und kann später, wenn ich genügend nachdenken konnte, antworten. Am Telefon muss ich ja jeweils viel schneller antworten und ob beide im selben Moment Zeit zum Telefonieren haben, ist mit einer Familie eher fraglich. Bei einer Sprachnachricht kann ich das Gehörte den Tag über in Gedanken mitnehmen und es fallen mir mehr Ideen dazu ein, als wenn ich unmittelbar antworten müsste und vielleicht mit dem Kopf total an einem anderen Ort wäre. Bei langen Sprachnachrichten mache ich mir jeweils ein paar Stichworte, dass ich sie nicht mehrmals hören muss. Es ist eine Art Arbeitsprozess, in dem wir uns auch über Distanz differenziert zu unseren Buch- und anderen Projekten austauschen können.

Auch andere Leseanimatorinnen sind für mich eine grosse Inspiration, sei es bei Besuchen ihrer Veranstaltungen, bei einem Austauschtreffen oder auch beim Durchlesen der Beiträge auf dieser Website. Auch das Treffen meiner Kolleginnen aus dem Ausbildungslehrgang ist immer wieder schön. An unserem letzten Ausbildungstag hat Denise Häfliger mit dem tollen Pop-up-Buch «Das Karussell der Tiere» von Gérard Lo Monaco meine Gedanken zum Kreisen gebracht. Das wird mein nächstes Projekt sein, eine Buchstart-Veranstaltung zu diesem besonderen Buch zu erarbeiten.

Wenn mir ein Buch zugeflogen ist, kann es auf verschiedene Art weitergehen. Es kann sein, dass das Buch einige Zeit auf einem Stapel liegen bleibt und «gären» muss. Es kann aber auch sein, dass die Ideen mir sofort beim Durchblättern in den Sinn kommen und ich gleich beginne Notizen mit Post-ist ins Buch zu kleben.

Manchmal ist es aber auch die Nacht, die mich inspiriert. Es kommt vor, dass ich nachts erwache, nicht mehr einschlafen kann und plötzlich fliessen mir die Ideen zu. Am Anfang hatte ich die Illusion, dass ich am Morgen bestimmt noch wüsste, was mir in der Nacht eingefallen ist. Das hat sich aber leider als falsch herausgestellt. So kann es gut sein, dass ich um vier Uhr aufstehe, um Verszeilen oder ganze Verse zu notieren, damit sie sich nicht wie Träume bis zum Morgen wieder in Luft auflösen. Ich liebe es, selbst Verse zu den gewählten Büchern zu dichten. Es freut mich immer, wenn sie wirklich zur Szene im Buch passen.

Meist greife ich für meine Animationen zu alltäglichen Materialien, die ich griffbereit habe, wie zum Beispiel die farbige Knete meiner Söhne, die sich immer wieder anders einsetzen lässt. Ab und zu, wenn es die Zeit zulässt, kann ich auch eines meiner aufwendigeren Hobbies mit der Arbeit an einem Bilderbuch verknüpfen und eine Figur aus dem Buch mit der Nadel filzen. Das Filzen hat für mich etwas Meditatives. Dabei komme ich zur Ruhe und kann meine Gedanken fliegen lassen. Jedenfalls wenn ich mir dabei nicht gerade in den Finger steche.

Ich wünsche euch viele farbige Inspirationen,
Brigitte Bracher