Was Bären über Bienen wissen (müssen)
Praxis im Detail 90 / Mai 2022
Eine Leseanimation für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren
Der Frühling ist im Anmarsch, deshalb habe ich ein Sachbuch gesucht, welches sich
mit dem Thema Bienen befasst. Ich hatte mir einige Bilderbücher ausgeliehen, aber keines davon überzeugte mich. Mir fehlte nämlich der richtige Anteil an Humor. Es kommt immer wieder vor, dass mir kein Buch zugeflogen kommt. Dann suche ich bei den Online- Buchhändlern nach Neuheiten zu einem bestimmten Begriff, so bin ich nach weiterem Recherchieren auf dieses geniale Buch gestossen: «Was Bären über Bienen wissen (müssen)» von Pip Cornell und Alex G. Griffiths, Esslinger Verlag 2022.
Der Bär hat viele mögliche und unmögliche Ideen, wie er zu Bienen kommen und sie dann fachkundig versorgen kann, um schlussendlich ihren feinen Honig zu ernten.
Das Bilderbuch besticht durch mehrheitlich grossgehaltene, markante Figuren und amüsantem, nicht allzu langem Text. Es bietet sich deshalb auch für eine Leseanimation mit grösserer Beteiligung an. Da das Buch vorne und hinten mit Fakten über Bienen bespickt ist, eignet es sich auch für eine Sachbuch-Leseanimation.
Vorbereitung
Ich decke die Fakten mit farbigem Papier ab, damit ich das Wissen der Kinder erfragen und, um es spannender zu machen, das Resultat unter dem Papier hervorscheinen lassen kann.
Ich liebe es, mit Papier und/oder richtigen Gegenständen aus dem alltäglichen Leben zu arbeiten. Oder, wenn ich gar nichts Passendes finde, meine Überzeugungskünste und die Fantasie der Kinder walten zu lassen. Dann nehme ich etwas zur Hand, das Ähnlich- keiten mit dem gesuchten Gegenstand hat oder bastle mir etwas mit einfachen Mitteln zusammen wie in der Sequenz, wo der Bär sich die richtigen Fragen zusammenstellt, um eine Biene zu finden:
So z.B. beim Grashüpfer, in Mundart «Heugümper». Da das Wort «Heu» enthalten ist, ich aber keines zuhause hatte und nicht extra ein ganzes Pack kaufen wollte, machte ich mich auf die Suche … und fand im Osternest Stroh, welches dann zu meinem Heu wurde. Den Besucher:innen werde ich das in etwa so erzählen, damit sie meine Überlegungen nachvollziehen können. Vielleicht hätten sie eine bessere Idee gehabt, den Grashüpfer umzusetzen?
An einer Stelle gibt es verschiedene Bienen, z.B. Brummer. Einen solchen habe ich aus Papier ausgeschnitten, wie auch den Vogel, welcher den Bären in der Geschichte begleitet. Das Plakat, welches der Bär zur Suche einer Königin an einen Baum heftet, habe ich als A4-Blatt dabei.
Leseanimation
Einstieg
Mein Bär hat es sich unter einer Decke in meinem Koffer gemütlich gemacht. Er ist wohl noch im Winterschlaf. Gemeinsam wecken wir den Bären auf, dabei werden die Ideen der Kinder miteinbezogen. Wie werden sie zuhause geweckt? Oder wecken sie jeweils ihre Eltern?
Der Bär ist noch etwas müde, deshalb machen wir einen Bewegungsvers.
Ä langä Wäg → Arme nach vorne strecken
Ä bräitä Stäg → Arme ausbreiten
Ä tüüfä Bach → Mit den Händen den Boden berühren
Ä höchä Baum → Arme in die Höhe strecken
Ä grossä See → Mit den Armen einen See andeuten
Mä gseet nüüt mee! → Hände hinter dem Rücken verstecken
Aus: «Eins, zwei, drei – ritsche, ratsche, rei» von Susanne Stöcklin-Meier
Der Bär hat Hunger. Was fressen Bären? Wir rätseln solange, bis wir auf den Honig kommen. Das ist das Schlagwort für das Bilderbuch, welches bis jetzt unter einem schwarzen Tuch auf dem Notenständer versteckt war. Jetzt lernen wir zusammen, wie wir Bienen halten können.
Hauptteil mit Buch
Ich erzähle das Buch dialogisch.
1. «Fange deine Bienen. Es braucht eine professionelle Ausrüstung.»
Der Bär hat ein Küchensieb auf dem Kopf, Handschuhe an und ein Netz und einen Schlauch in den Händen. Ich ziehe meine Backofenhandschuhe an, setze ein Abtropfsieb auf meinen Kopf, nehme mein Netz in die Hand und ein Stück Schnur als Schlauch. Jetzt gehen wir zusammen auf Bienenjagd! Wir stellen uns vor, dass viele Bienen umherfliegen, und mit imaginären Netzen versuchen wir zusammen eine Bienenschar zu fangen. Leider gelingt es uns nicht. Wir müssen sie irgendwie anlocken. Hat jemand eine Idee?
«Locke die Bienen mit Blumen oder einem bienentypischen Schwänzeltanz an.»
Ich habe, wie der Bär im Buch, einen Bastrock und eine Blumenkette dabei, ziehe diese an und dann schwingen wir zusammen unsere Hüfte. Dazu lasse ich einen Teil des Liedes «Die Biene Maja» von Karel Gott laufen.
2. «Wähle deine Bienen aus.»
Auf dem Bild hat es unter anderem Brummer, wie wir oben schon einen kennengelernt haben. Da gibt es noch alte, junge, schöne und unzufriedene Bienen. Welche eignen sich wohl? Was hätten die Kinder gerne für Bienen? Später können die Kinder ihre eigene Biene auf dem Versblatt zeichnen.
Nachdem die Bienen gezählt sind, müssen sie irgendwo wohnen.
3. «Ein Zuhause für deine Bienen»
Was ist ein Bienenstock? Da wir noch keinen haben, gibt uns der Bär Ideen, wo wir sie unterbringen könnten: in einer Schublade, in einem Topf oder unter dem Kopfkissen. Tja, da wir uns alle einig sind, dass dies nicht gut ist, muss schnell etwas anderes her.
4. «Einen Bienenstock bauen»
Der Bär ist handwerklich nicht so geschickt, und nachdem er sein ganzes Werkzeug hervorgeholt, uns zu einer Multisäge geraten und sich auch noch mehrfach verletzt hat, bestellt er einen Bienenstock nach Hause. Als dieser angekommen ist, machen wir zusammen einen Fingervers:
Fünf Bienen sitzen im Bienenhaus, fünf Bienen fliegen weit hinaus.
Die erste ruft mit frohem Mut: «Die Kirschblüten, die duften so gut.»
Die zweite kriecht im Sonnenschein, ganz tief in die Glockenblume hinein.
Die dritte sitzt auf dem Rosenblatt und trinkt sich am süssen Nektar satt.
Die vierte sagt: «Ich bleib beim Mohn, den süssen Saft den kenn ich schon!»
Die fünfte ruft: «Oh, seht euch vor, kriecht schnell aus euren Blüten hervor.
Der Regen kommt, o Schreck, o Graus, versteckt euch flugs im Bienenhaus!»
Volksgut
5. «Die Bienen brauchen dich»
Die Bienen mögen es, wenn man ihnen eine Gutenachtgeschichte erzählt oder ein Lied singt. Auch Witze haben sie gerne. Wer kennt einen?
6. «Ernte deinen Honig»
Aber wo ist der Honig? Die Bienen vergnügen sich im Bienenstock mit Bücherlesen, Gamen, Essen, Schlafen und Fernsehen. Was würden die Kinder am liebsten machen, wenn sie eine Biene wären? Was die Erwachsenen? Was fehlt denn, damit die Bienen Honig produzieren?
7. «Die Bienenkönigin»
Mit lauter Stimme schreien wir zusammen nach einer Königin. Der Bär hat ein Megaphon, ich versuche meine Stimme mithilfe eines Trichters zu verstärken. Wer hat weitere Ideen? Mit einem Plakat vielleicht? Am besten, wir fragen die einzelnen Bienen. Als Belohnung gibt es eine Krone. Ich habe meine Krone vom Dreikönigstag dabei. Falls genügend Zeit vorhanden ist, kann sich jedes Kind aus Papier eine Krone basteln, die Anleitung steht im Buch.
8. «Bienen halten»
Nun können wir uns ausruhen, die Bienen machen den Rest. Da wir aber nicht alle so müde wie der Bär sind, sagen die Kinder, die noch Energie haben, mit mir einen Vers auf. Die anderen können sich hinlegen oder es sich sonst wie bequem machen.
D’Biindli summed, de Bär der brummet:
summ, summ, summ und brumm, brumm, brumm.
D’Biindli flüüget ufä abä und dä Bär gaat z’ringsetum.
Ufä, abä, ufä, abä, z’ringsetum und z’ringsetum.
Summ, summ, summ und brumm, brumm, brumm.
Vers leicht abgeändert, Original von Regina Schwarz
9. «Erfolgsrezepte»
Der Bär schwelgt im Honig und weiss allerhand damit anzustellen. Er bäckt und kocht und weiss ganz viele Rezepte. Ich frage, was wir gemeinsam backen sollen, und mit Handbewegungen rühren wir Honig und Sahne, schlagen Eier in die Schüssel und sonst, was uns alles noch in den Sinn kommt. Am Schluss in den Backofen und nachher sofort probieren, bis wir satt sind! Wir reiben unsere Bäuche und gähnen und strecken uns, damit wir wieder in die Gänge kommen, denn, Achtung:
10. «Was im Notfall zu tun ist. Wirst du von schlecht gelaunten Bienen verfolgt? Dann …»
Rennen!
11. «Bist du eine Biene?»
Diese Seite wirbt für das ultimative Buch zur erfolgreichen Bärenhaltung. Wie gesagt, dieses Buch hat viel Humor, und der Kinder- und Erwachsenenschar fällt sicher einiges ein, wie man einen Bären halten könnte. Und weshalb …
Falls kleinere Kinder dabei sind, hier ein Vers zum passenden Thema:
Summ, Summ, Summ, die Biene summt herum,
sucht bei dir, mein kleiner Schatz, einen Bienen-Landeplatz.
Eins zwei drei! Deine Nase ist noch frei!
Abschluss
Jetzt sind die Bienen wieder in ihren Bienenstock geflogen, das Buch ist zugeklappt und mein Bär ist natürlich wieder müde. So geht er in den Koffer, dieses Mal nicht für den Winterschlaf, aber eine kleine Siesta muss wohl sein. Wir verabschieden uns von ihm und auch voneinander:
Mir säged Tschüss und säged goodbye!
Mir säged adios und gönd etz häi!
Am Schluss gebe ich ein Versblatt ab, darauf ist Brummer, die grosse Biene abgebildet und nebendran ist genügend Platz, damit die Kinder ihre eigene Biene aufmalen können.
Dafür habe ich Stifte und Fingerstempel bereitgestellt und überlasse es den Familien, ob sie noch Zeit und Lust haben, in der Bibliothek ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Ich mag es, wenn sie sich gleich an die Arbeit machen, denn es ist immer spannend zu sehen, was für schöne Bilder entstehen. Schon manches Kind hat mir am Schluss stolz das eigene Kunstwerk gezeigt.
Variationen
Je nach Zeit und Aufmerksamkeit der Kinder können Verse weggelassen werden. Beim Bienenanlocktanz oder dem Lied, welches der Bär den Bienen vorsingt, kann gemeinsam ein Lied gesungen werden, z.B. das Farbenlied von Gerda Bächli.
Es gibt viele spannende Sachbücher über Bienen, die bereitgelegt werden können. Natürlich kann auch ein Glas mit Honig mitgenommen werden, damit ausgiebig degustiert werden kann. Oder eine Honigwabe zur Veranschaulichung. Das Thema eignet sich auch wunderbar, um ausgebaut zu werden.
Viel Spass mit diesem Bilderbuch!