Sonntag, Montag, Sternentag


Praxis im Detail 89 / April 2022

Nach den Sternen greifen – mit dem gleichnamigen Buch von Anna Woltz, erschienen im Carlsen-Verlag 2020. Eine Leseanimation für Kinder ab 6 Jahren.

Sterne, Planeten und das Weltall faszinieren kleine und grosse Kinder. Kein Wunder also, gibt es zahlreiche Sachbücher für verschiedene Altersstufen, welche sich diesem Thema widmen und den neugierigen LeserInnen Wissen vermitteln. Macht man sich jedoch auf die Suche nach einem erzählenden Kinderbuch zum Thema Sterne, merkt man schnell, dass die Auswahl ziemlich bescheiden ist.

Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich Anna Woltz’ Kinderbuch «Sonntag, Montag, Sternentag» entdeckt habe. Es ist nicht nur eine Geschichte über Sterne und Planeten, sondern auch eine wunderbare und äusserst witzige Freundschaftsgeschichte für Mädchen und Jungs. Zudem eignet sich das Buch wunderbar für eine Leseanimation; es gibt viel her und bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Kinder mit einzubeziehen. Dieser Newsletter soll eine Möglichkeit aufzeigen, wie mit dem Buch gearbeitet werden kann.

Viel Spass beim Lesen!

Vorbereitung

Die geheimnisvolle schwarze Kiste

Zu Beginn der Geschichte sieht Nora, eine der Hauptfiguren im Buch, eine riesige, geheimnis- volle schwarze Kiste. Sie steht direkt vor ihrer Haustür, ist jedoch mit «Streng geheim» und «Hände weg» beschriftet, was die Neugier natürlich gleich noch mehr weckt.

Für meine Leseanimation habe ich in einem Warenhaus eine schwarze Kiste in passender Grösse gefunden und diese dann mit Kreide beschriftet, genau wie im Buch.

Diese Kiste dient als Aufhänger der Leseanimation.

Der Inhalt der Kiste

Im Buch steckt in der Kiste ein Teleskop. Dieses gehört Ben, dem Nachbarjungen von
Nora, der neu in die Wohnung nebenan eingezogen ist.

Ich fülle für die Animation die Kiste mit verschiedenen Planeten, welche ich im Buch
«Das XXL-Entdecker-Set – Weltraum» aus dem EMF-Verlag, gefunden habe. Die Planeten müssen nur ausgestanzt und zusammengesteckt werden.

Zudem habe ich Kartonrondellen mit den Planetennamen beschriftet und auch in die Schachtel gelegt. Des Weiteren lege ich in die Schachtel eine Planetentaschenlampe (Space Torch); ein Miniteleskop und eine Drehscheibe mit Sternbildern – ebenfalls aus dem Entdecker-Set.

Diese Gegenstände kommen am Ende der Leseanimation zum Einsatz.

Noras Erfinderzimmer

Nora ist kein gewöhnliches Mädchen, nein, sie ist Erfinderin. Und weil Erfinderinnen viel Platz brauchen, wohnt sie im Dachzimmer der Wohnung, wo sie sich austoben, basteln und Pläne schmieden kann.

Für die Leseanimation habe ich aus einer Kartonschachtel Noras Zimmer nachgebaut. Wie es sich für eine Erfinderin gehört, herrscht im Zimmer ein ziemliches Durcheinander.

Was ganz wichtig ist: Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass auch Ben im Nachbarhaus das Dachzimmer bewohnt. Und in der ersten Nacht finden die Kinder heraus, dass es zwischen den beiden Zimmern eine Geheimtür gibt. Diese ist so unauffällig in die Wand aufgebaut, dass Nora sie bis jetzt noch nicht entdeckt hat.

Nora und ihr Zimmer
mit Geheimtür

Diese Geheimtür habe ich in das «Schachtelzimmer» von Nora eingebaut, und zwar rechts unten in der Ecke. Hinter der Geheimtür kann man Ben entdecken. Seine Figur habe ich aus dem Buch rauskopiert, Fuss versehen. Hinter Ben ist dann auch der untere Teil des Teleskops zu sehen, auch dieses habe ich rauskopiert und mit einem Füsschen versehen.

Es gibt also im Zimmer eine zusätzliche Ebene. Die Geheimtür werden wir im Laufe der Animation entdecken und natürlich auch öffnen.

Dann lege ich noch Nora bereit. Auch ihre Figur habe ich aus dem Buch herauskopiert, etwas vergrössert und mit einem Füsschen versehen. Und als Letztes eine kleine Taschenlampe.

Nun sind die Vorbereitungen abgeschlossen, die Animation kann beginnen.

Die Leseanimation

Einleitung

Zum Auftakt lasse ich die Kinder, welche schon lesen können, vorlesen, was auf der schwarzen Kiste steht. Gemeinsam überlegen wir, was sich in der geheimnisvollen Kiste stecken könnte und diskutieren die verschiedenen Vorschläge.

Leider dürfen wir die Kiste nicht öffnen, also beginnen wir mit der Geschichte, um vielleicht doch noch herauszufinden was drinsteckt.

Die Geschichte

Ich zeige den Kindern Nora, die sich, ganz Erfinderin, als Monster verkleidet hat, um ihre Brüder zu erschrecken. Das verrate ich aber noch nicht, sondern lasse die Kinder erraten, wieso Nora so seltsam aussieht.

Nachdem ich ein paar Ideen aufgenommen habe, wird die Figur nun eingeführt, danach zeige ich den Kindern Noras Zimmer.

Schliesslich wird die Geschichte bis zu dem Punkt erzählt, wo Nora in der Nacht Stimmen hört und wissen will, wer da spricht.

Die Kinder können sich entscheiden, was Nora nun machen soll:
1. Sich im Bett umdrehen und so tun, als hätte sie nichts gehört
2. Laut nach Mama rufen
3. Ihre Taschenlampe vom Nachttisch schnappen und sich im Zimmer umsehen

Die meisten Kinder entscheiden sich dafür, mit der Taschenlampe das Zimmer abzusuchen. Ich nehme deshalb also die Taschenlampe und suche das Zimmer nach versteckten Monstern, Gespenstern oder menschlichen Mitbewohnern ab – natürlich vergeblich.

Nun übergebe ich die Taschenlampe den Kindern, und sie dürfen sich selbst auf Erkundungs- tour durch Noras Zimmer begeben.

Die spannende Frage ist nun natürlich, ob eines der Kinder die Geheimtür entdeckt. Dies ist tatsächlich nicht immer der Fall.

Wird sie von einem Kind entdeckt, darf es die Tür öffnen und schauen, wer sich dahinter versteckt.

Sollte keines der Kinder die Tür entdecken, mache ich zum Schluss nochmals eine Tour mit der Taschenlampe und strahle dabei bewusst die Geheimtür an, bis sie entdeckt wird. (Bild 5)

Nachdem nun das Geheimnis gelüftet ist, von wem die Stimme stammt, welche Nora gehört hat – von Ben natürlich – erzähle ich die Geschichte weiter.

An geeigneter Stelle darf dann noch einmal ein Kind mit der Taschenlampe in Bens Zimmer leuchten und schauen, was es dort zu entdecken gibt. Man sieht die drei Beine vom Teleskop, von dem die Kinder aber noch nicht wissen, dass es ein Teleskop ist.

Nach einer weiteren Raterunde erzähle ich die Geschichte schliesslich zu Ende und zeige dabei immer wieder die Illustrationen aus dem Buch.

Je nachdem, wie viel Zeit man hat, gibt es noch mehrere Stellen in der Geschichte, an denen man die Kinder einbeziehen und mitraten lassen kann.

Abschluss

Zum Ende der Geschichte wissen wir also, was in der geheimnisvollen schwarzen Schachtel im Buch versteckt ist. Höchste Zeit also, nun auch unsere schwarze Schachtel zu öffnen.

Ich zeige den Kindern alles, was in der Schachtel steckt und erkläre ihnen, wie das Miniteleskop und die Planetentaschenlampe funktionieren. Für Letztere dienen der Deckel der schwarzen Kiste als Projektionsfläche.

Dann haben die Kinder Zeit, alles anzuschauen und selbst auszuprobieren. Auch im Buch, welches zum Entdecker-Set Weltraum gehört, kann nach Lust und Laune geblättert werden.

Und natürlich dürfen sie auch mit Noras Erfinderzimmer spielen und die Geheimtür selbst ausprobieren.

Ziel dieses Teils der Leseanimation ist es, dass die Kinder ganz nach ihren Interessen die Geschichte vertiefen, erweitern oder nachspielen dürfen.  

Anschlussprojekt

Wenn noch Zeit übrigbleibt, dürfen die Kinder schliesslich selbst kreativ werden.

Ich habe Kartonrondellen (erhältlich im Buchhandel) in genügender Anzahl dabei, dazu verschiedene Farb- und Filzstifte und Maskin-Tape.

Die Idee ist, dass jedes Kind sich ein «Sternbild to go» bastelt. Dazu sucht es sich im Lese- oder Sachbuch ein Sternbild aus und überträgt es auf die Kartonrondelle. (Nur die Punkte, keine Verbindungslinien). Je nach Alter können sie dann die aufgezeichneten Punkte mit einer spitzen Woll- oder eine Stricknadel durchstechen, so dass eine Lochkarte entsteht. Beleuchtet man diese in einem dunklen Zimmer oder vor dunklem Hintergrund mit einer Taschenlampe, wird das Sternbild auf die Wand (oder andere Fläche) projiziert. 

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist sonnemond6-880x875.jpg

Jedes Kind darf seine Sternbildkarte nach Belieben dekorieren, bemalen und verzieren.

Tipps:
_Statt eines echten Sternbildes kann man auch ein Fantasiesternbild zeichnen, eine Blume, Pilz o.ä.
_Bei kleineren Kindern, oder wenn man nicht so viel Zeit für die Bastelaktion hat, können die Sternkarten auch schon vorgängig vorbereitet werden. Die Kinder können sie dann einfach noch selbst bemalen und verzieren.

Fazit

Ich habe mit dieser Geschichte sehr gute Erfahrungen gemacht. Je nach Alter der Kinder und je nach vorhandener Zeit kann man die Animation länger oder kürzer gestalten, mehr oder weniger Sachwissen einbauen oder gewisse Teile ganz weglassen.

Das Buch ist also breit einsetzbar und funktioniert für sowohl für Kindergarten- als auch für Grundschulkinder.