Welche Farbe hat ein Kuss?

28. Februar 2021


Welche Farbe hat ein Kuss? von Rocio Bonilla (Text und Bild)
© Jumbo Verlag, 2017

Die kleine Protagonistin Minimia stellt sich die spannende und auch philosophische Frage, welche Farbe wohl ein Kuss hat. Die pfiffige Ich-Erzählerin liebt Fahrradfahren, Schwalben, Erdbeertörtchen, Pflanzen und schöne Geschichten, die Mama erzählt. Aber am allerliebsten malt sie. Minimia hat schon Millionen Dinge gemalt. Rote Marienkäfer, den blauen Himmel, gelbe Bananen, ja sogar schon Raketen, Pinguine und Gorillas. «Aber…einen Kuss habe ich noch nie gemalt.»

Auf der Suche nach der passenden Antwort, beginnt eine Reise durch die Farben- und Gefühlswelt von Minimia. Die berücksichtigten Farben assoziiert sie nicht nur mit konkreten Elementen, sondern auch mit Gefühlen. Da sie jede Farbe jeweils mit positiven sowie negativen Empfindungen verbindet, fällt ihr die Entscheidung schwer.

Könnte ein Kuss rot sein wie ihre Spaghettisauce, welche sie so gut mag?

Nein, geht nicht! Denn rot wird mit Wut verbunden und man küsst sicherlich niemanden, wenn man wütend ist.

Vielleicht grün wie die sympathischen Krokodile?
Auf keinen Fall! Denn Minimia mag kein grünes Gemüse essen!

Sie könnte den Kuss braun malen. Küsse sind süss wie Schokolade, zauberhaft wie der Wald im Herbst.

ABER…nein, das geht auch nicht!

So sucht sie fantasievoll nach der richtigen Farbe weiter.
Die Illustrationen sind ausgesprochen humorvoll, dynamisch und ausdrucksstark. Die Textschrift ist auch sehr kreativ eingesetzt. Sie ist verspielt, mit unterschiedlichen Schrifttypen – und Grössen und widerspiegelt die kindliche Sprache der Erzählerin.

Da Minimia keine Lösung findet, fragt sie am Schluss ratlos ihre Mutter, welche ihr liebevoll einen Kuss gibt und damit gleichzeitig die Antwort auf ihre Frage.

Ideen für eine Leseanimation

1) Tischbombe
Als Vorbereitung habe ich in den Farben, welche im Buch thematisiert werden, Papierherze gestanzt. Zudem habe ich eine leere Tischbombe, zum Selberfüllen, farbig dekoriert, mit anderen Papierherzen in unterschiedlichsten Farben und Mustern befüllt und mit einem Tuch die Zündschnur abgedeckt. Diese wird während der Geschichte als Farbtopf dienen.

Zu Beginn frage ich die Kinder, welche Farbe sie dem Kuss zuordnen würden.  Nicht selten wurde rot oder rosa genannt. Und welche Farbe wird wohl Minimia aussuchen? Die Kinder dürfen von den gestanzten Papierherzen 2-3 Farben aussuchen, welche ihrer Meinung nach in Frage kommen könnten.

Diese Geschichte bietet viel Raum für Gespräche mit den Kindern. Da die Assoziationen von Farben mit Gegenständen und Gefühlen sehr persönlich sind, kann sich jeder mit der eigenen Idee und Erfahrung einbringen.

Jedes Mal, wenn eine Farbe von Minimia verworfen wird, dürfen die Kinder, welche die entsprechende Farbe als Papierherz haben, dieses in den Farbtopf werfen. Jeder hofft, dass er das ‘richtige’ Papierherz ausgesucht hat und so bleibt die Spannung bis am Ende hoch.
Am Schluss sind die Kinder auch ratlos und fragen immer wieder, welche Farbe es denn sei. Als Antwort, zünde ich die frisch gefüllte Tischbombe an, so dass alle farbigen Papierherze herausfliegen und zeige parallel das Schlussbild (der Kuss der Mama) im Buch. Ein toller Überraschungseffekt! Diese Herze können die Kinder anschliessend für Bastelarbeiten brauchen.

2) Bildercollage
Analog zur Werkstatt von Minimia, kann man während der Geschichte die aus dem Buch kopierten Bilder fortlaufend an eine Kartonwand anbringen, um eine Übersicht aller Farben und Elemente zu verschaffen. Parallel dazu könnten die Kinder auf kleinere Zettel ihre Elemente zu den bestimmten Farben zeichnen und aufhängen.
Oder die Kinder basteln am Schluss ein eigenes Collage-Bild mit ihren Farben und Assoziationen.

3) Ratespiel mit farbigen Steinen
Ein Kind nimmt zwei unterschiedlich farbige Steine und versteckt sie je in einer Hand. Das Kind hält nun beide Hände übereinander und fragt ein anderes Kind:

Zige zage zobe,
weli Farb isch obe?
Weli Farb isch unde,
häsches usegfunde?

Oder: Ein Stein wird auf einer Seite goldig angemalt, auf der anderen silbrig. Das Kind versteckt den Stein in beiden Händen und dreht die Handrücken.

Isches goldig, isches silbrig –
ich bin ja so gwundrig –
ich weiss es nöd rächt,
verratsch es du ächt?

4) Lied mit Spiel: Ich bin en Malermeister
Ich bin en Malermeischter und sueche mir en Gsell.
Wänns eine isch, wo d Farbe kennt,
de nimi  uf der Stell.

Ein Kind (Malermeister) geht singend im Kreis herum, evtl. mit einem Pinsel in der Hand. Am Ende des Liedes bleibt es bei einem anderen Kind (Geselle) stehen und fragt nach irgend drei Farben. Kann das andere Kind je einen Gegenstand mit der entsprechenden Farbe nennen, ist es der neue Malermeister.(Quelle: Spiele und Lieder für den Kindergarten in Zürcher Mundart, ABC-Propaganda Verlag, Zürich)

5) Vorlage aus dem Buch
Auf der letzten Seite des Buches befindet sich eine Vorlage, welche kopiert werden kann. Die Kinder können die Herze ausmalen oder andere reinkleben.

Herzliche und farbenfrohe Grüsse
Giuseppina Santoro, Leseanimatorin SIKJM