Unter Decken verstecken


Praxis im Detail 107 / April 2024

Eine Buchstartveranstaltung zum Bilderbuch von Andrea Peter, Ars Edition 2024


Oft finde ich passende Bücher für meine Leseanimationen bei den Listen mit Medientipps vom SIKJM https://sikjm.ch/literatur-entdecken/empfehlungen/medienlisten/. Ich notiere mir jeweils die Titel, die mich ansprechen und schaue sie mir dann in der Bibliothek oder im Buchhandel genauer an. Einige Bilderbücher wandern wieder in das Gestell zurück, sei es, weil sie mich nicht überzeugen, oder sie sich nicht für eine Leseanimation eignen.

Unter Decken verstecken hat mich sofort sehr begeistert!

In dieser tollen Geschichte versteck sich auf jeder Seite ein anderes Tier unter einer Decke. Dass man sich unter einer Decke verstecken kann, kennen wohl die meisten Kinder, so kann das Erlebnis der Tiere direkt mit dem Alltag der Kinder verknüpft werden. Das Bilderbuch ist witzig gezeichnet, die Farben sind einfach und klar gehalten. Neben dem Rätsel, welches Tieres sich gerade versteckt, gibt es kleine, feine Nebenszenen zu entdecken. Ein durch und durch schön gestaltetes Bilderbuch, amüsant, nicht nur für die Kleinsten!

Die Bibliothek Schwellbrunn, in welcher ich die Veranstaltung durchführe, hat neu ein Plüschtier, welches ab heute die verschiedenen Leseveranstaltungen begleitet. Das ist sehr passend, so kann es sich schon mal mit dem Buch unter einer Decke verstecken.

Start

Ich begrüsse die Familien und erzeuge Spannung, in dem ich verrate, dass heute und für immer ein neues Tier in die Bibliothek einziehen wird. Wer wird das wohl sein? Oh schaut, es hat sich unter der Decke versteckt! Ich habe eigens für dieses Highlight einen Vers gedichtet. 

Die Inspiration dazu hatte ich in meiner Küche. Ich richtete mir einen gemütlichen Platz zum Arbeiten ein, hörte die Playlist von Reto von Gunten Sunntigsmusig https://open.spotify.com/playlist/3Opv8noglAUr44BWjRRMSq?si=ae73113d97a242f3 (manchmal muss ich jeweils ein Lied überspringen) und anstatt die Leseanimation weiter vorzubereiten hatte ich Lust, mir etwas zusammenzureimen:

Halli hallo, wer bisch dänn du?
Bisch du öppä es Känguruh?
Oder ächt en Hafächääs im Täller?
Vilicht en räässä Appäzäller?
Gar en gfürchig grüene Drachä,
Oder mini verhüenerte Schpillsachä?
Hm…weräliwer gitz dänn suschno?
S’Evi, d’Maëlle oder de Bruno?
Näääääääiiii!
Ä kä Wurm und sicher au kän Luchs,
Tadaaaaaaa!
Es isch üsen Fründ, de Fredy de Fuchs! 

Natalie River
Hier kannst du das Gedicht sehen: https://youtu.be/qQXY9iU2AIg?si=AdLAT-CYWS077n1f

Bei Tadaaaaa hebe ich die Decke etwas an, und der Po von einem Tier kommt zum Vorschein. Langsam ziehe ich die Decke ganz weg und siehe da, ein kuschelweicher Fuchs zeigt sich in seiner vollen Pracht. Ich schlüpfe mit meiner Hand in seinen Körper und gehe ganz vorsichtig umher, um jedes Kind zu begrüssen. Da er anfangs noch etwas zerzaust ist, macht er vorher noch einige Turnübungen und schüttelt seinen Kopf. Und damit will er fast nicht mehr aufhören! Die Kinder dürfen, wenn sie möchten, das weiche Fell streicheln. Einige Kinder getrauen sich nicht, dann beschnuppert der Fuchs sanft ihre Füsse, er ist ja selber noch etwas unsicher bei all diesen neuen Gesichtern… Bei einigen Kindern dreht er sich sogar auf den Rücken, damit sein Bauch gekrault werden kann, das hat er nämlich besonders gerne. Als er die ganze Schar begrüsst hat, sucht er sich einen Platz, von dem aus er die Geschichte mitverfolgen kann. Aber da nimmt sich ihm schon ein Kind an, und er wird noch weiter begutachtet. 

Natürlich inspirierten mich die Kinder auf der Begrüssungstour! Ich gehe jeweils situativ auf die Stimmung ein, und so entsteht etwas schön Ungeplantes.

Die erste Seite

Unter der Decke hat sich auch das Buch „Unter Decken verstecken» versteckt. Auf der ersten Doppelseite erblicken wir eine Katze. Sie überlegt, wer sich auf der linken Seite unter der Decke versteckt hat. Passend dazu singen wir das Lied «Eusi zwei Chätzli». Wer möchte, darf wie eine Katze in der Bibliothek herumschleichen. Ich begleite das Lied mit meiner Gitarre und wir wiederholen es ein paar Mal. 

Eusi zwei Chätzli

Ja, eusi zwei Chätzli
sind tuusigi Frätzli,
händ schneewyssi Tätzli
und Chrälleli draa.

Händ spitzigi Öhrli
und sidigi Höörli
und s’gaat e käs Jöhrli
so fangeds scho aa:

Si schliiched ums Hüüsli
und packed die Müüsli
und plaged si grüüsli,
wär gsächt näs scho aa?

Volksgut

Ich habe einen grossen Fundus an ausgedruckten Liedern und Versen, die nach Themen in meinem Aktenschrank sortiert darauf warten, gefunden zu werden. Manchmal kommt mir schnell etwas Passendes in den Sinn, manchmal blättere ich mich durch die verschiedenen Sparten durch und hoffe, fündig zu werden. Wenn ich schöne Verse entdecke, die ich vergessen hatte, lege ich sie mir heraus, damit ich bei einer anderen Gelegenheit darauf zurückgreifen kann.

Wir überlegen uns nun, welches Tier sich wohl versteckt hat, denn riesige, graue Füsse gucken ein bisschen hervor. Ich blättere die Seite um und verdecke sofort die linke Seite mit der Decke. Auf dieser wird nun nämlich verraten, welches Tier sich versteckt hatte. Die Katze auf der rechten Seite erschrickt etwas. Es ist wohl ein sehr grosses Tier! Langsam ziehe ich die Decke weg und siehe da, wir hatten richtig geraten: «Ich bin es, der Elefant!» 

Und weiter ins Buch hinein

Auf den folgenden Seiten verstecken sich weitere Tiere und jedes Mal verdecke ich die linke Seite, auf der das Rätsel gelöst wird, vorher rasch unter der Decke. Wenn ich zu einem Tier ein passendes Kuscheltier gefunden habe, lege ich dieses mit darunter. Dann lüfte ich langsam das Geheimnis und wir schauen, ob wir mit unseren Vermutungen richtig gelegen sind. Dazu gibt es bei einigen Tieren passende Verse.

Hier ist natürlich das Internet sehr hilfreich. Meine Liste mit Links, um neue Verse zu entdecken:
https://liedli.ch/noten
https://vers-und-reim.net
https://www.heilpaedagogik-info.de
https://www.kindergarten-homepage.de
Hast du weitere Tipps? Dann sende sie mir gerne an plume@gmx.ch, ich werde die Liste ergänzen und aktualisiert an dich zurückschicken. Herzlichen Dank!

Aktionen zu einzelnen Seiten

Hase

Die füüf Hase a miner Hand     
händs lustig mitenand. 
Dä rennt de Berg duruf.               
Dä gumped ganz hoch uf.           
Dä macht e Hasetänzli.                  
Dä gwagglet mit em Schwänzli. 
Und dä Chliinscht, 
de liit underen Baum                   
und hätt en wunderschöne Traum.                                     

https://vers-und-reim.net/

Dachs

Beim Dachs liegen ein paar rote Beeren auf dem Boden. Ich habe einige Cranberrys auf einem Stück Backpapier ausgelegt, die natürlich sofort gekostet werden dürfen. 

Dachs

Der Dachs hat Streifen im Gesicht.
Den argen Winter mag er nicht.
Im März schaut er aus seinem Loch
Und grunzt: „Jetzt kommt der Frühling doch!“

Josef Guggenmos

Spinne

Bei der Spinne gibt es einen wohltuenden Rückenmassagevers:

Mini Finger chani wie ä chliini Schpinnä chrabblä laa.
Si chrabblet über din ganzä Ruggä, es gfallt ihrä da!

Erst die gespreizte Hand zeigen und dabei die Finger bewegen, dann das Kind am ganzen Rücken massieren und «chräsälä».

Elefant

Ein Kniereiter darf natürlich nie fehlen, dieser passt heute beim Bild, auf welchem der Hase auf dem Elefanten sitzt:

Dr Elefant lauft nöd so schnell
Er chunnt ja fascht nöd vo de Schtell
Jetzt bliibt er au no schtaa,
will gar nöd wiiter gaa.
Doooooooch plötzlich fangt er a,
rännt so schnäll er cha,
er macht en riiiisiä Gumpund plumps liit er Sumpf

Abgeänderter Kniereiter «Der Esel läuft nicht schnell» https://www.babycenter.de/thread/209993/fingerspielereime-kinderlieder-und-co-rund-um-die-bespa%C3%9Fung-unserer-kleinen?startIndex=20

Löwe

Beim Löwen braucht es mutige Kinder, welche mit Hilfe von Essstäbchen das Tier unter der Decke anstupfen.

Krokodil

Das Kokodil ist voll auf die Schnauze gefallen und braucht nun ein Pflaster. Ich habe ein Ziehkrokodil aus Holz mitgenommen, bei dem jedes Kind ein Pflaster draufkleben kann. Das sieht lustig aus!

Die letzte Seite

Am Schluss des Buches verstecken sich alle Tiere, da machen wir natürlich mit und verstecken uns hinter den Büchergestellen und die Bezugspersonen fangen an zu zählen: Eins, zwei, drei…

Zum guten Glück finden sie uns bald, sonst müssten wir über Mittag in der Bibliothek bleiben. 

Abschluss

Am Schluss ist der Fuchs müde und verzieht sich in sein neues Holzhaus, welches er von der Bibliothek erhalten hat. Das Dach lässt sich oben öffnen, und wir schauen, ob es ihm gut geht. Nachdem jedes Kind ein Minibook erhalten hat, verabschiede ich mich und wer Lust hat, kriegt noch Sirup und Crackers.

Mini-Mitmachstation

Die Decke bleibt einige Zeit in der Bibliothek und wird zusammen mit dem Fuchs, dem Bilderbuch und einem Vers ausgestellt. Somit wird Buchstart sichtbar gemacht und Familien, welche die Leseanimation verpasst haben, lernen Fredy den Fuchs nun auch kennen. Natürlich darf man die Decke zum Spielen nehmen und sich oder andere Sachen darunter verstecken! 
Mitmachstationen sind beim Projekt «Drehscheibe Bibliothek» ein grosses Thema, das hat mich motiviert, mir zu überlegen, ob ganz unkompliziert etwas in dieser Art umgesetzt werden kann. 

Verankerung der Verse

Das Minibook wird jeweils hinten in das bei Buchstart erzählte Bilderbuch eingeklebt, und wer dieses ausleiht, kann zu Hause mit den Kindern verseln. 
Idee: Bibliothek Schwellbrunn. Kann gerne kopiert werden!

Ich wünsche euch viel Spass mit diesem wunderbaren Bilderbuch!