In der Nacht


Praxis im Detail 106 / März 2024

Buchstartideen rund um das Buch «In der Nacht» von Daniela Kulot, erschienen 2023 im Gerstenberg Verlag

Während meiner Sommerferien ist mir dieses Buch in einer kleinen, herzigen, vollbepackten Buchhandlung in die Hände gefallen, und die Ideen dazu sind mir geradezu entgegengepurzelt.

Inhalt

Ein kleines Mädchen (ich nenne es Anna) steht am Fenster und schaut staunend in die Nacht. Dort entdeckt es allerlei: Tiere, Menschen an der Arbeit und sogar Gruseliges. Vor lauter Entdecken und Staunen hat es keine Zeit zu Bett zu gehen. Die Bilder werden von schönen Versen, die sich fast alle auch in Mundart übersetzen lassen, begleitet.

Vermittlungsideen

Das Buch beginnt mit dem Vers

Was macht der Mond die ganze Nacht?
Er spielt mit den Sternen und lacht.

Daniela Kulot, In der Nacht. Gestenberg Verlag 2023

Bei diesem Reim ist mir spontan das Lied „Nie müed“ von Linard Bardill mit dem Text von Lorenz Pauli, respektive der Refrain davon, in den Sinn gekommen:

Mama, Papa oh i wett 
hüt am liebste nöd is Bett,
denn i möcht die ganzi Nacht 
luege was *dä Mond so macht.

Lorenz Pauli

Dieses Lied leitet mich nun von Seite zu Seite und *der Mond wird durch das jeweils zu Entdeckende ersetzt. So wird das Lied – dieses kann man übrigens auch einfach als Vers aufsagen – immer wiederholt und entwickelt sich zum Ohrwurm.

Das Buch hat 13 Doppelseiten, auf denen das Kind jedes Mal etwas entdeckt. Auf der vorletzten Seite sieht man dann die ganze Aussicht, die das Kind hat, als Wimmelbild.

Beim Erzählen werde ich mich auf sieben der Doppelseiten beschränken. Ausserdem habe ich das Wimmelbild am Schluss des Buches grösser kopiert und an einem Magnetkarton aufgestellt, so dass es die Kinder während der Veranstaltung gut sehen können. Jede der ausgewählten Seiten wird durch einen Vers, ein Lied oder ein Spiel vertieft, und die erwähnten Tiere können auf dem grossen Wimmelbild gesucht werden. Das Tolle an diesem Buch, finde ich, ist, dass die/der Erzählende die Seiten herauspicken kann, die ihr/ihm gefallen. Charme und Inhalte des Buches wirken auch mit nur einer gewissen Auswahl.

Ablauf

Ich starte mit der ersten Doppelseite und dem oben erwähnten Lied «Mama, Papa o i wett …».

Sterne

Das Kind im Buch entdeckt den Mond und die Sterne.
Dazu steht in der Erzählschiene eine magnetische schwarze Tafel (ein mit Magnetfarbe bemalter Karton), und die Kinderfigur steht davor. Ich frage die Kinder was hier noch fehlt. Natürlich, die Sterne. Wir sagen den untenstehenden Sternenvers auf:

Hundertuusig Sternli stönd am Himmelszelt
Hundertuusig Sternli lüüchtet für die ganzi Welt
Hundertuusig Sternli und no viel meh –
chasch i dä Nacht am Himmel gseh.

Marianne Wäspe

In einer schönen Schachtel befinden sich gelbe, silbrige und goldige Sterne. Jedes Kind darf sich einen aussuchen und ihn an die Tafel heften. Dazu wird der Vers wiederholt; zuerst kommen die Kinder mit den gelben Sternen, Vers, silbrige Sterne, Vers, goldige Sterne.

Katze

Nun singe ich wiederum das oben erwähnte Verbindungslied, und auf der zweiten Seite wird *die Katze entdeckt. Parallel dazu erscheint eine Plüschkatze. Wer entdeckt die Katze auf dem grossen Bild? Was macht denn die Katze die ganze Nacht?

Hierzu gibt es einen Fingervers:

Mir sind füüf wildi Chatze 
mit sametweiche Tatze.
Doch wenn mer üs verruckt macht,
dann chönned mer au chratze!

Ich bi de Tigi, ä gföhrlichi Chatz,
doch wenn mer mi striichlet, denn bin i en Schatz.

Ich bi’s schwarze Möhrli
und ha chli Wiis a mim Öhrli.

Ich bi dä Kater Hannibal
und gang a jede Chatzeball

Ich heisse Mauz und muuse überall,
drum wohn i im Puur sim Hüehnerstall.

Und ich bi’s freche Hexli,
spiel mit mim Fründ, em Mäxli.

Ursula Amsler, aus: «D’Frösch hend Wösch», Lehrmittelverlag St.Gallen

Gespielt wird dieser Vers mit einem Handschuh. Darauf habe ich Bilder von Katzen geklebt. Nach dem ich den Vers einmal vorgespielt habe, ziehe ich den Handschuh aus und erkläre, dass wir alle fünf wilde Katzenfinger haben und animiere die Kinder und ihre Begleitperson zum Mitmachen, in dem wir den Vers nochmals zusammen aufsagen.

Eule

Jetzt überspringe ich einige Seiten im Buch und gelange mit dem Verbindungslied zur *Eule. Eine Handpuppeneule kommt geflogen und dazu spielen wir den Vers

D’Üüle lueget di mit grosse Auge a. 
Sie hät Füess mit Chralle dra. 
Und än Schnabel muess sie au no ha, 
damit sie besser hüüle cha.
Am Tag schlooft sie im Versteck 
und wenn d’Nacht chunnt, 
breitet sie d’Flüügel us und flüügt weg.

Igel

Als nächstes betrachten wir die Seite mit dem Igel und schauen, was dieser so macht. Er sitzt da und frisst Schnecken, dabei denkt er an den vergangenen Tag zurück, als er mit seinen Eltern eine Bootsfahrt unternommen hat. 

Dazu gibt es einen Kniereiter und die Kinder dürfen auf die Knie ihrer Begleitperson sitzen.

Die Igel machen sonntags früh 
eine Segelbootpartie.
Und die Kleinen jauchzen froh,
denn das Boot, das schaukelt so.
„Passt nur auf“, sagt Mama Igel
„denn ihr habt ja keine Flügel.
„Wenn ihr dann ins Wasser fallt,
huh, dann ist es nass und kalt.“

Kinder dürfen den Igeln noch Stacheln anheften: Wäscheklammern.

Glühwürmchen

Mit dem Refrain «Mama, Papa, o i wett hüt am liebste nöd is Bett. Denn i möcht die ganzi Nacht luege was *s‘Glüehwürmli so macht» gelangen wir zum nächsten Bild.

Damit ich den Kindern das Leuchten der Glühwürmchen veranschaulichen kann, habe ich einen Guckkasten angefertigt.

An einer Lichterkette kleben die Glühwürmchen aus Papier und diese ist in einem Schuhkarton befestigt. Der Deckel, hier nicht im Bild, hat ein Loch, durch das die Kinder reinschauen können. Sie erzählen, was sie sehen. Manche erblicken einfach Licht, andere entdecken leuchtende Schmetterlinge oder Libellen – nur wenige erkennen die Glühwürmchen. Mir jedoch gefällt jene Beschreibung am besten, die auch am meisten von den Kindern geäussert wird: «Das sind Schmetterlinge, die leuchten».

Auf YouTube habe ich ein passendes Lied gefunden und auf Mundart übersetzt. 
=> Kinderlied – Glühwürmchen Song https://www.youtube.com/watch?v=yfyjjoLt4Ck

Refrain:
Glüehwürmli, die chönd lüüchte i dä Nacht
Liecht a! Liecht us!
Liecht a! Liecht us!
Glüehwürmli die chönd lüüchte i dä Nacht
Wie’s ene Fre-eud macht.

1. Strophe
Sie händ ä Lampe und weisch du wo?
Weisch du wo? Weisch du wo?
Sie händ ä Lampe und weisch du wo?
D‘ Lampe isch, d‘ Lampe isch,
d‘ Lampe isch …. am Po!

2. Strophe
Und wenn’s verusse dunkle wird, denn knipsed sie sie a
Demit sie jede do im Wald au guet gse-eh cha.
Nu wenn sie denn Versteckis spieled, mached sie sie us
Denn findet sie, denn findet sie
nöd mal ä schlaui Muus.

Bei etwas grösseren Kindern habe ich dieses Lied auch schon mit Taschenlampen benutzt. Der Raum wird verdunkelt und jedes Kind bekommt eine Taschenlampe. Während des Singens des Liedes dürfen diese an und abgeschaltet werden. Was für ein Spass!

Fledermaus

Zum letzten Mal ertönt unser Lied und wir kommen zur *Fledermaus.
Hier habe ich einen ganz kurzen Kitzelvers gewählt.

D‘ Flädermuus flüügt ganz liislig zu dir hi und chrüselet di!

Die Fledermaus aus Plüsch, die ich dabei habe, fliegt von Kind zu Kind und kitzelt es am Bauch. Anschliessend nutzen wir unsere Hände als Fledermäuse, und es werden die Kinder und die Erwachsenen gekitzelt.

Schlussendlich wird Anna aber doch noch müde und geht ganz freiwillig ins Bett. Wir singen noch ein altbekanntes Schlaflied* – «La le lu – nur der Mann im Mond schaut zu» und wünschen gute Nacht.

Schlaflied*: Wer es doch nicht kennt – z.B. hier, interpretiert von Heinz Rühmann:
https://www.youtube.com/watch?v=0SYJdNvN10E

Diese wunderbare Gutenacht-Geschichte möchte ich allen ans Herz legen

Sie eignet sich hervorragend für abwechslungsreiche Veranstaltungen, aber auch für das gemeinsamen Anschauen und über die vielen Details sprechen.