Meine liebsten Spielsachen


Praxis im Detail 99 / April 2023

Leseanimation für Kinder von 0 bis 3 Jahren rund um das Pappbilderbuch von Claudia de Weck, Atlantis Kinderbuch, 2020

Dieses Buch ist eines meiner Favoriten für den Buchstart in Bibliotheken und Eltern-Kind Treffen in Krabbelgruppen. Der Protagonist erlebt seine Abenteuer im eigenen Zuhause und widerspiegelt so den Alltag einer Familie mit kleinen Kindern. Es gibt viele Aha-Momente seitens der Eltern und es ist für alle amüsant, sich in einigen Situationen wieder zu erkennen.

Ich nehme für diese Leseanimation alle Gegenstände von Zuhause mit. Ich habe nichts gebastelt und nichts gekauft. Zugegeben, es ist ein bisschen eine «Materialschlacht», und es war eine Challenge, die Sachen inklusive Wäschekorb auf meinen Roller zu hieven… aber es ging!

Bei der letzten Leseanimation mit diesem Buch hatten 15 Erwachsene mit ihren 17 Kindern zwischen 0 und 4 Jahren teilgenommen. Ich erzähle euch davon:

Situation

Die grosse Schar hat es sich auf Kissen am Boden bequem gemacht und ich bin auf Augenhöhe mit den Familien auf dem Boden gesessen. Es gab immer wieder Gewuselmomente, zwischendurch haben sich einige Kinder mit den Spielsachen beschäftigt, sind umhergelaufen ect., und das ist gut so! Es darf lebendig sein, es darf auch mal lauter und unruhig sein. Damit sich alle Begleitpersonen entspannt auf die Veranstaltung einlassen können und sich wohl fühlen, kläre ich sie vorher immer darüber auf, dass die Kinder sich einbringen dürfen und nicht die ganze Zeit still sitzen müssen (was ja in dieser Altersgruppe auch ein Ding der Unmöglichkeit wäre). Da ich keine fixe Endzeit vorgegeben hatte und es so gemütlich und schön war, wurde aus meinen geplanten 30 Minuten eine dreiviertel Stunde. 

Einstieg

Mein Ritual ist jeweils so, dass ich Plüschtiere in einer Tasche habe und wir diese zusammen durch Rufen, Klopfen oder andere, eigene Ideen wecken. Dieses Mal ist passend zu der Geschichte der Bär und die Maus dabei. Einmal wach, begrüsst die Maus alle Kinder, indem sie an ihren Socken schnüffelt, denn sie ist noch etwas scheu, so, wie das einige Kinder auch sind. Dann kommt der Bär an die Reihe und begrüsst alle, er ist laut und brummig. Die Mutigen geben ihm sogar die Hand. Die Maus ist unterdessen bei einem Kind geblieben, wo sie dann auch den Rest der Leseanimation verbringt, der Bär erhält einen Sonderplatz auf einem Stuhl.

Zusammen machen wir den Einstiegsvers und wiederholen diesen vier- bis fünfmal, einmal in einem Piepston wie eine Maus, dann brummlig wie der Bär und mit eigenen Ideen.

Auge riibe, Auge riibe, 
Ohre massiere, Ohre massiere,
eimol gähne, – mosch nid pressiere. 
Mir mached üs ganz chli, ganz chli, 
mir mached üs ganz gross, ganz gross 
und scho goht d‘ Bilderbuechziit los! 

Leseanimatorin SIKJM, https://www.vers-und-reim.net

Buch

Nun präsentiere ich das Bilderbuch, welches ich unter einem Tuch versteckt hatte.

Auf der ersten Seite sehen wir die Spielsachen des Jungen, diese habe ich so ungefähr mitgebracht und ziehe mein Krokodil, welches mit dem Po wackelt, durch die Menge. Die Kinder helfen beim Zusammensetzen des Huhns, aber das Kind in unserer Geschichte, dem wir nun einen Namen geben (Oskar), hat etwas entdeckt…

Bild aus „Meine liebsten Spielsachen“ von Claudia de Weck

 …nämlich den Staubsauger. Diesen hatte ich in einer Institution schon mal richtig laufen lassen, aber ich denke, es ist nicht unbedingt nötig. Stattdessen verteile ich ein paar Haushaltspapierkartonröhren und Watte, so können wir anstatt saugen, die weissen, leichten Flocken vom eigenen Platz in die Mitte pusten, damit ich sie wieder ordentlich versorgen kann. Ich gebe dieser Aktion genügend Zeit, damit auch diejenigen, welche länger dafür brauchen, mitmachen können. Einmal hatte mir ein Kind nach meiner Frage, wer denn gerne mit dem Staubsauger spielt, gesagt: meine Mama. 

Die Wäsche muss ordentlich zusammengelegt werden, da hilft Oskar gerne mit. Kann er es denn so gut wie Mama oder Papa? Ich frage immer wieder in die Runde, wer diese Situation kennt, da werden gerne Kennerblicke unter den Begleitpersonen ausgetauscht, und es wird immer wieder geschmunzelt. Auf dem Bild sind neben dem Wäschekorb noch Schuhe, mit denen auch mal mit den Händen reingeschlüpft und umhergelaufen werden kann. Das mache ich mit meinen Hasenfinken vor. 

Ebenfalls zu sehen ist ein Regenschirm: ich spanne meinen auf, wir machen den Regenvers und der Regen wird von allen mit Hilfe von auf den Boden klopfenden Fingern vertont. Wenn es genug geregnet hat, schütteln wir uns aus oder nehmen den imaginären Föhn, damit wir für den weiteren Verlauf der Geschichte wieder trocken sind.

De Wind pfiift dur d’Blätter.
De Wind bringt Regewetter.
De Wind bringt dicki Tropfe, 
g’hörsch du sie as Fenster chlopfe?

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In der Küche gibt es ebenfalls viele «Spielsachen», diese kann man ein- oder doch lieber ausräumen oder mit ihnen sogar tolle Geräusche machen. Wir lauschen den mit meinen Küchenutensilien erzeugten Tönen. Ich sage, dass ich die Pfannendeckel nicht mitgenommen habe, diese sich für lautes Musizieren aber sehr gut eignen würden.

Bilder aus „Meine liebsten Spielsachen“ von Claudia de Weck

Dann haben wir Hunger und essen unser Lieblingsessen. Der Maus geben wir den Käse und dem Bär den Fisch, dieser ist schon ein bisschen älter und stinkt, deshalb halten wir uns die Nase zu.
Jetzt machen wir einen Tischvers.

Es Oepfeli zum Znüni, es Birli no dezue,
so gib däm Müüli z’ ässe, dänn händ die Zäänli z’tue! 

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Die Maus muss auf’s Klo und Oskar rollt etwas viel Papier ab… Das machen wir nun ausnahmsweise auch! Alle, welche Lust haben, halten sich an einem bisschen Papier fest und auf diese Weise rollen wir die gesamte WC-Rolle von Kind zu Kind kreuz und quer ab. Beim Schluss angekommen, bin ich etwas ratlos und weiss nicht, was zu tun ist. Eine Mutter hat die Idee, das Papier zusammenzuknüllen und zu versuchen, den Wäschekorb zu treffen. Gesagt, getan. Wir haben uns auch hier genügend Zeit gelassen und das Wurfspiel in vollen Zügen genossen.

Im Bücherzimmer gibt es viel Spannendes, vor allem natürlich der drehbare Bürostuhl. Lesen kann man nicht nur Bücher, sondern auch die Zeitung. Ich lese in der Zeitung, raschle und habe eine Idee: Ich nehme den Bär auf meinen Schoss und wir machen einen Kniereiter. Diesen wiederholen wir so oft, bis die Mehrheit genug davon hat. Das kann dauern…

De Vatter liest Ziitig,
d’Muetter luegt zue 
und plötzlich, plötzlich klappet de Liegistuehl zue!

Das Kind sitzt auf dem Schoss mit Blickkontakt. Erwachsener mimt Zeitunglesen. Bei «klappet de Liegistuehl zue», Knie auseinander bewegen und Kind auffangen. Manchmal schaut die Mutter lange, manchmal nur kurz!.
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Die Handtasche ist etwas sehr Interessantes! Brille, Taschentücher… und wer spielt gerne mit dem Handy? Ich kriege kein Feedback aus der Gruppe und sage, dass hier auf dem Land wohl noch eine heile Welt herrscht. Und schon kommt die Reaktion in Form von Heiterkeit. Ich versuche, mit meinem Hausschlüssel einen Kasten im Raum zu öffnen, doch leider ist es der falsche. Die Maus hat sich den Lippenstift geschnappt und malt den Boden an (dies mache ich nicht vor, obwohl das sicher toll gewesen wäre) und lässt sich dabei nicht erwischen:

Mäuschen laß dich nicht erwischen
spring nur über Bänk und Tische
Husch husch husch
husch husch husch
Mäuschen Mäuschen
husch husch husch
Mäuschen Mäuschen
husch husch husch

Deutsches Volkslied

Die Kinder spielen dabei die Mäuse und bewegen sich im Raum, bei «husch husch husch» versuchen sie, sich nicht von den Erwachsenen erwischen zu lassen. Dieses Lied lässt sich auch ganz einfach mit der Ukulele oder Gitarre mit den Akkorden G, D und C begleiten. Ich habe das Lied auf Schweizerdeutsch gesungen:

Müüsli, lass dich nöd verwütschä! Schpring nur über Bänk und Tisch! 
Husch husch husch, husch husch husch, Müüsli Müüsli husch husch husch!
Husch husch husch, husch husch husch, Müüsli Müüsli husch husch husch!

Am Schluss herrscht ein wildes Durcheinander und der Bär, die Maus und Oskar sind müde und sehr zufrieden. Wir schliessen das Buch mit einem Wiegenlied ab. Wer möchte, kann sich ein Rassel nehmen und das Lied rhythmisch begleiten. 

Chindli my, schlaf nur y 
D’Sternli wänd jetzt schyne 
Und de Mond chunnt au scho 
Übers Bergli inne
Heiabutte, Wiegeli
Schlaf mys Chindli schlaf nur y.

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Auch der Bär und die Maus sind nun müde, verabschieden sich und ich lege die beiden wieder in die Tasche zurück. Wir singen das Wiegenlied ein letztes Mal und werden dann ganz still. Ich bedanke mich bei allen, verteile das Versblatt und wer möchte, kann noch etwas spielen oder mir beim Aufräumen helfen.

Ich habe diese Geschichte nicht zum letzten Mal erzählt und kann sie euch wärmstens für einen wunderbaren Buchstart empfehlen. Viel Spass!