Bloss nicht öffnen!


Praxis im Detail 97 / März 2023

Leseanimation für Kinder ab 3 Jahren rund um das Pappbilderbuch von Ralf Butschkow, Baumhaus Verlag, 2021

Einstieg

Wir starten mit unserem Begrüssungsvers und schauen, dass alle Kinder und ihre Erwachsenen einen bequemen und guten Platz gefunden haben.

Ich erzähle den Kindern, dass wir heute einen Ausflug machen und mit dem Zug fahren. Am Bahnhof können alle mit einem Batzeli (Bild 1) am Automaten ihr Billett kaufen (Bild 2). Das Ziel unseres Ausflugs erschliesst sich aus der Betrachtung dieses Spezialbilletts (Bild 3): Wir gehen in den Zoo! Kennen die Kinder alle abgebildeten Tiere?

1_Biella-Batzeli
2_Billettautomat

Der Zug fährt hupend ein. Unser Zug ist ein langes Seil, an welchem sich alle festhalten können. Das Hupgeräusch mache ich mit einer Tröte aus einer Tischbombe (Bild 4). Wir fahren los, singen das Lied «Tschipfu tschi – en Isebahn chonnt» und fahren durch die ganze Bibliothek. Getrauen sich einige Kinder ohne Eltern mitzufahren? Dann können diejenigen Erwachsenen für uns einen Tunnel bilden. Auch die Billettkontrolle unterwegs darf natürlich nicht fehlen. 

3_Zootickets
4_Seil und Zugpfeife

Lied

Tschipfu tschi – en Isebahn chonnt.
Chinde, göhnd of d Siite.
Wer im Sack es Billett het,
de döff au mit-riite!

überliefert
5_Kamishibai-Zoogehege

Der Zoo hat noch nicht geöffnet und wir warten, bis der Zoowärter die Türen öffnet – dazu öffne ich das Kamishibai (Bild 5). Es sind bereits erste Tiere zu sehen. Wer weiss noch, wie sie alle heissen? Zudem kommt ein Zoowärter auf uns zu und bittet um unsere Hilfe. Dummerweise hat er heute Morgen beim Arbeiten alle Schlüssel zu den Tiergehegen verloren und nur noch einen leeren Schlüsselring! Ob wir die Schlüssel für ihn finden können? Schliesslich haben die Tiere Hunger. Und stellt euch vor, die Elefanten möchten so gerne raus aus dem Elefantenhaus:

Elefant, -fant, -fant
kam gerannt, -rannt, -rannt
mit dem langen, langen, langen, langen Rüssel.
Wollte raus, raus, raus
aus dem Haus, Haus, Haus,
aber hatte leider, leider keinen Schlüssel!

überliefert

Wir suchen in der mit Bohnen gefüllten Kiste nach den verlorenen Schlüsseln (Bild 6). Sollen wir gleich ausprobieren, ob einer zum Käfig unserer fünf Tiere passt? Wir finden unzählige grosse und kleine Schlüssel und sammeln diese für den Zoowärter an seinem Schlüsselring. Der Zoowärter ist unterdessen weggegangen, um anderswo nach seinen verlorenen Schlüsseln zu suchen. Einer der Schlüssel passt und wir schliessen das Gehege auf: Das Schloss oben beim Kamishibai öffnen und laminierte Papier-Gitterstangen rausziehen (Bild 6). Tada! Der Schlüssel passt! Jetzt können wir den Zoowärter rufen. Aber halt! Der Käfig ist offen!

6_Bohnenkiste

Hauptteil mit Bilderbuch

Jetzt kommt das unterhaltsame Mitmach-Bilderbuch von Ralf Butschkow zum Einsatz. Die erste Doppelseite bedarf natürlich einer ausgiebigen Betrachtung: Was Zootiere tagein tagaus so alles machen (Bild 7). Aber oje, der Käfig ist offen, wir dürfen uns nicht bewegen, sonst rennen die Tiere weg!  

7_Erste Doppelseite

Natürlich gelingt uns dies nicht. Je nach Grösse der Gruppe können die Kinder die Bewegungen bzw. Aufgaben auf den Seiten des Bilderbuchs ausführen oder dann nur als Bewegung alle miteinander. Beispielsweise imaginär in der Luft die Tiere packen, blitzschnell die Farbtopfdeckel am Boden zuhalten oder den Deckel draufdrücken. Den Tieren die Farbe aus dem Fell rubbeln geht prima am und mit dem eigenen Körper… Beim Schütteln des Buches schütteln wir uns ganz doll mit. Jetzt haben wir das Farben-Chaos! Wir versuchen alle Farbe wegzupusten. Dazu können die Kinder Luftschlangen blasen (Bild 8). Von der wilden Pusterei sind nun alle Tiere kunterbunt. Da hilft nur noch schwarze Farbe. Mit Pinseln helfen alle Kinder mit (Bild 9). Mit vereinten Kräften schieben wir die Tiere zurück ins Gehege und schliessen ab – am besten mehrfach!

8_Luftschlangenaktion, Foto von Heidi Brunner
9_Mit Pinseln gespielt malen

Fänschter zue
Läde zue
Töre zue
ond bschlüsse

überliefert
Handlungen: Augen leicht zudrücken | Ohren kurz nach vorne klappen | Lippen sanft zusammendrücken | an der Nase drehen

Bevor wir den Zoowärter rufen, kommen wir ins Grübeln: Haben wir wirklich abgeschlossen? Oder vielleicht doch nicht? Es wäre doch sehr ungünstig, wenn die Tiere nochmals ausreissen und sich vielleicht sogar nochmals anmalen würden. Oder wer weiss, was die fünf gewitzten Tiere sonst noch alles anstellen würden… Bestimmt haben die Kinder viele originelle Ideen dazu.

Grübel-Fingervers

De 1., de chratzed sich am Chopf.
De 2. seit nome: «Gopf, gopf, gopf!»
De 3. seit: «Chratz di ned am Grind!»
De 4. seit: «Entscheid di lieber gschwind!»
Ond de Chlynscht seit: 
«Was tuesch au so studiere? 
Muesch velech usprobiere!»

überliefert, abgeändert von Sandra Hirt

Was wollen wir tun? Wir schauen besser nach. Ach ja, alles gut, es war tatsächlich abgeschlossen. Prima. Oder doch nicht?

Oje, der Käfig ist nun wieder offen! Nicht bewegen!

Die Geschichte beginnt wie in Endlosschlaufe wieder von vorn. Erinnern sich die Kinder daran, was beim ersten Entkommen der Tiere geschah? Vielleicht agieren wir nun ein bisschen vorsichtiger – oder auch nicht. Ob es klappt?

Abschluss

Wie oft beginnt die Geschichte wohl wieder von vorne? Damit wir ein Ende finden, habe ich eine Gliederkette dabei, womit wir zur Sicherheit das Gehege und vielleicht zusätzlich auch das Bilderbuch umwickeln und «verschliessen» können (Bild 10). 

Und eeendlich können wir den Zoowärter rufen (Bild 11). Wir machen uns mit dem Zug auf den Nachhauseweg. Ob die Reise wieder durch einen Tunnel führt? (Bild 12)

Welch ein Abenteuer.

Wer mag, färbt abschliessend die fünf lustigen Tiere auf einem Ausmalbild kunterbunt an.

Ein kleines Faltbüchlein (Bild 13) mit den Versen und den Angaben zum Bilderbuch sowie das Ticket und das Ausmalbild dürfen am Ende der Veranstaltung mit nach Hause.

10_Kette um Gehege
11_Schlüsselübergabe
12 _Zugfahrt
13_Faltblatt mit den Gedichten
Weitere Värsli mit Malou und Sandra Hirt auf YouTube, Leseanimatorin Sandra