Wer schlüpft aus welchem Ei?


Praxis im Detail 88 / März 2022

Leseanimation zum Buch von Alexandra Milton, Annette Betz, in der Ueberreuter Verlag GmbH 2020

Meine persönlichen Bücherfavoriten sind erzählende Sachbilderbücher. Sie sind Schatz­truhen mit unendlich vielen Möglichkeiten, eine Leseanimation zu gestalten. Als ich das Buch «Wer schlüpft aus welchem Ei» in die Hände nahm, wusste ich sofort, dass wird mein Lieblingsbuch. Es hat wunderschön illustrierte Bilder, jeweils mit einem Ei auf dem Baum, im matschigen Sumpf, unter der Erde, im Sand und in eisiger Kälte. In kurzen einfachen Sätzen wird erklärt, wo das Ei liegt und daraus die Frage gestellt, wer aus diesem Ei wohl schlüpft. Auf der nächsten Seite wird das Rätsel gelöst und eine Sach­information dazu geliefert. Schon der Vorsatz lässt die Fantasie auf Reisen gehen:

Vorne sechs verschieden grosse Eier ohne Text, hinten beschriftet mit dem jeweiligen Tier. Da mir das Buch in die Hände fiel, als wir vom Reisen nur träumen konnten, wollte ich mit diesem Buch die Gelegenheit ergreifen, eine Weltreise zu kreieren.

Bald ist Ostern, wer kein klassisches Ostergeschichtenbuch sucht, kann mit diesem Titel einen kurzweiligen Geschichten/Erlebnisnachmittag gestalten.

Das Thema Ei, Tiere, Länder sind die Eckpfeiler, ein sinnvolles digitales Element sowie ein MINT­Projekt wollte ich zusätzlich integrieren.

Zielgruppe: 4–7 Jahre , Dauer: 1 Stunde

Ablauf der Animation

Buchstaben schreiben

Beim Eintrudeln durfte jedes Kind sein Flugticket abholen und anschreiben. Diejenigen Kinder, die noch nicht schreiben konnten, erhielten Hilfe von den älteren Teilnehmenden oder von mir. Das Thema Reisen und alles was dazu gehört, kann hier beim Ticketschalter erfragt werden.

Die Tickets  habe ich mit dem Programm Canva gratis erstellt www.canva.com

Neugier entfachen

Um die Neugier der Kinder zu wecken, stand ein Korb abgedeckt mit einem Tuch vor mir. Darin ein Straussenei versteckt. Das habe ich online bestellt bei www.floristik24.ch.
(Vor Ostern haben viele Blumenläden Strausseneier im Verkauf.) Die Kinder durften ohne zu schauen hineingreifen, um herauszufinden, was da wohl drin ist. Das Geheimnis durfte erst gelüftet werden, als alle Kinder wieder am Platz sassen. Die Scheuen trauten der Sache nicht, das war ok, und berührten das Ei erst, als es zum Vorschein kam.

Die Frage, wie es sich anfühlte, warm, kalt, rau, fein usw., folgte. Hier die Chance, einige Fakten über das grosse Ei und den Strauss zu erzählen. Es waren Kinder dabei, welche selber Hühner zu Hause hatten, viel Wissen durfte erzählt und erklärt werden. Ein tolles Einstiegsgespräch entstand. Das war der Übergang zum MINT­Projekt.

Einfaches MINT-Experiment

Hast Du schon einmal ein rohes Ei geschält? Herzige Geschichten durfte ich mir anhören.

Das rohe Ei wurde mit Salatessig übergossen und schon bald sah man, wie sich etwas
im Glas veränderte. Mein Tipp: Am besten braune Eier verwenden, die Veränderung wird schneller sichtbar.

Ei und Essig
Ei im Essig
Ei ohne Schale

Während des ganzen Anlasses hatte ich die Gelegenheit, Wissen von den Kindern abzuholen und die mitgebrachten Sachbücher einfliessen zu lassen.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist 6_Innenseite-Buch-Das-Ei-660x880.jpg

«Das Ei» von Britta Teckentrupp, Prestel Verlag 2017  und

«Hartgekochte Fakten über Eier» von Lena Sjöberg, Aladin Verlag 2020 , zwei tolle Bücher voller einfach erklärter Eierfakten mit vielen Illustrationen rund um Ei & Tier.

Zwei vorbereitete, rohe, mit dem Essigtrick geschälte Eier habe ich mitgenommen. Ganz vor­ sichtig konnten die Kinder diese studieren, hindurchschauen, daran riechen (kein netter Duft ;­) und ganz vorsichtig drücken. Das war ein Erlebnis, und keins der beiden Eier ging kaputt.

Im Verlauf der Leseanimation gingen die Kinder das Ei im Essigbad immer wieder anschauen – wunderbar!

Da sich die Schale erst innerhalb mindestens 24 Stunden auflöst, kamen am nächsten Tag einige Kinder in die Bibliothek, um zu schauen, ob dieses Ei jetzt wirklich keine Schale mehr hat. Eine Anleitung zu diesem MINT­Experiment hatte ich nicht geschrieben,
das würde ich bei einem nächsten Mal mitgeben. Verschieden schwierige Experimente mit Eiern findet man auf YouTube.

Weltreise

Für die verschiedenen Destinationen habe ich A4-­Karten mit je einem Namen
eines Kontinents vorbereitet. Die Kinder durften eine ziehen. Wir schauten uns im Buch das entsprechende Tier an und lasen das Rätsel, und dann stiegen wir ins Flugzeug.

Damit wir nach Afrika, Amerika, Australien und in die Antarktis fliegen konnten und auch zeitig wieder zurück sein würden, habe ich einen Zauberstab gebastelt, inspiriert von Sabine Giannoulas.

Mit folgenden Versen spielten wir das Rollenspiel:

Für die Hinreise ein Bewegungsvers:

Ä lange Wäg – Arme nach vorne strecken
Ä breite Stäg – Arme ausbreiten
E tüfe Bach – Mit den Händen den Boden berühren
E höche Baum – Arme in die Höhe strecken
E grosse See – Mit Armen einen See andeuten
Me gseht nümme meh. – Hände hinter dem Rücken verstecken
Aus «Eins,zwei, drei – Ritsche, ratsche, rei» von Susanne Stöcklin-Meier

Die Rückreise geschah mit einem Nonsens­Vers, dazu durfte abwechselnd ein anderes Kind den Zauberstab schwingen:

Anedäne dübedäne
dübedäne dalie
eggepresse simpola
bia, bia, bum
Aus «Verse, Sprüche und Reime für Kinder» von Susanne Stöcklin-Meier

Am Boden lag eine Weltkarte. Ich habe vorab mit dem BOOKii­Stift und den dazu­ gehörenden Aufnahmekleber die Karte aufgepimpt. Am jeweiligen Ort war eine Ton­ aufnahme des entsprechenden Tierbabys zu hören. Vom Schnabeltier hatte ich nichts gefunden. Hier durften die Kinder ein Geräusch erfinden. Ich habe es mit dem BOOKii­ Stift aufgenommen und zu ihrem grossen Erstaunen und Freude lauschten wir danach dem erfundenen Schnabeltiergeräusch. 

Reihenfolge der Reisetätigkeiten

—Zuerst wurde die A4­-Kontinetenkarte gezogen.
—Wir lösten das Rätsel im Buch.
—Wir stiegen in das Flugzeug und spielten das Rollenspiel mit dem Bewegungsvers. 
—Nach der Landung suchten wir den auf der gezogenen A4-­Karte angezeigten Kontinent auf der grossen Landkarte am Boden.
—Wir hörten mit dem BOOKii­Stift den Tierlaut, gefolgt von einer passenden Aktion (siehe unten).
—Wir zauberten uns nach Hause, um die nächste Destination zu bestimmen.

Die Aktionen zu jedem Tier

Afrika: Strauss
Straussen­ei ertasten, Nest bauen mit Naturmaterialien für Rosenkohlköpfchen­Vögel.

Amerika: Alligator
Die Merkmale eines Alligators und eines Krokodils anhand von Fotos vergleichen.

Australien: Schnabeltier
Bilderrätsel lösen mit der Frage: Welche Tiere zeigen Gemeinsamkeiten mit dem Schnabeltier? Die Ente (Schnabel), der Biber (Schwanz), Otter (Fell), Bär (Nägel). 

Antarktis: Pinguin
Mit einem Regenbogenei (aus Gummi, Betzold Verlag) zwischen den Füssen herumlaufen, ohne das es davonflutscht.

Abschluss

Für den Transfer nach Hause habe ich die Verse in ein gezeichnetes Ei gepackt und eine Bastel­ Malvorlage mitgegeben. 

Für die Bibliothek habe ich das erzählte Sachbilderbuch mit dem bibliothekseigenen Aufnahmestift und den dazugehörigen Aufnahmeklebern wie auf der in der Animation verwendeten Landkarte vertont. Das ist eine schöne Erinnerung an den Anlass und eine gute Gelegenheit, auf ein sinnvolles digitales Gerät aufmerksam zu machen. Es gibt ver­ schiedene solche Aufnahmestifte. Vor dem Kauf sollte man sich gut informieren.
Einige Produkte sind Insellösungen, sprich, Vertonungen kann man nur mit
den dazugehörigen Büchern oder den dazugehörigen Aufnahmeklebern machen. Ich empfehle eine unabhängige Variante.

Ich hatte 1 Stunde Zeit eingeplant. Je nachdem, wie lange eine Handlung dauert oder die Gespräche verlaufen, ist weniger mehr. Auch empfehle ich, bei jüngerem Publikum, einzelne Aktionen rauszunehmen.

Viel Spass hatten die Kinder beim Nestbauen, am Rollenspiel/Zaubern und beim Eierlaufen.