«Mir fehlt etwas!» piepst die Maus
«Mir fehlt etwas!» piepst die Maus und schaut das Eichhörnchen mit grossen Augen an. «Na, was denn?» will es wissen. «Eine Aufgabe! Mir ist langweilig. Niemand braucht mich mehr!», jammert die Maus. «Ach du!», will das Eichhörnchen beruhigen, aber da bricht die Maus in Tränen aus. Streicheln und gut zureden nützen nichts. Da muss etwas geschehen und Eichhörnchen hat auch schon eine Idee. Sie bespricht sich mit ihren Kindern, den Hasen und dem alten Fuchs. Er meint, «ganz klar, die Maus braucht wieder ein Ei, auf das sie aufpassen soll, so wie im Frühling.» «Ja schon», rufen die Eichhörnchen ganz zappelig, «aber kein Vogel legt jetzt Eier!» «Doch», brummt der Fuchs, «die Hühner legen das ganze Jahr hindurch Eier. Lauft los und holt ein Hühnerei.»
Sofort machen sich alle auf den Weg, ausser dem alten Fuchs, der bleibt bei seiner Kiste und den Tomatendosen. Müde brummelt er vor sich her, «wenn sie nichts finden, dann darf sich die Maus auf eine Büchse legen. Das ist besser als nichts.»
Ein Eichhörnchen huscht ins Zimmer zu Tobi Tapir und hofft als Erstes ein Ei zu finden. Aber Mama Tapir hat alle Eier für einen Auflauf gebraucht. Tobi schenkt dem Eichhörnchen einen Verband. «Der hat doch fast die Form von einem Ei.» Eichhörnchen ist sich nicht sicher, ob das die Maus auch so sieht.
Ein Hase besucht Herrn Hoi, aber der hat keine Eier im Haus. Frau Hoi hatte damit Spiegeleier zum Mittagessen gemacht. Zum Trost bekommt der Hase eine gratis Bastelpackung. «Ob das auch hilft?», fragt sich der Hase.
Ein Hase besucht Armins Buchhandlung, da hatten sie schon einmal Glück. Und wirklich auf dem Gestell findet er ein Ei. «Das sieht aus wie ein Samichlousei», jubelt er. «Wenn die Maus das ausbrütet, kommt ein richtiger St. Nickolaus raus.» «Nein, nein! Sicher nicht!», hört er jemand von unten rufen. Es ist Saskia. «Das ist doch kein Ei! Armin hat es mir erklärt. Das ist ein Daruma, ein japanischer Wunscherfüller.» «Super!», jubelt der Hase. «Funktioniert der auch bei Mäusen?» «Weiss nicht, da musst du Armin fragen.» Armin ist sich nicht so sicher, weil er ihn doch als Glücksbringer geschenkt bekommen hat. «Ja, dann geht das nicht! Wir dürfen dir auf keinen Fall dein Glück rauben», ruft der Hase und hüpft davon.
Ein Eichhörnchen und ein Hase rennen zum Kiosk von Olga. Sie sind sicher, dass sie ein Ei für die Maus hat. Und so ist es auch. Sie hat nicht nur ein Ei, sondern ganz viele, und weil sie so gerührt ist von der Geschichte mit der traurigen Maus, den hilfsbereiten Hasen und Eichhörnchen, schenkt sie ihnen eine ganze Schachtel Eier. Aber zuerst verpackt sie die Schachtel noch. Weder der Hase noch das Eichhörnchen durften zusehen oder helfen. «Es soll ja eine Überraschung werden!» lacht Olga und überreicht ihnen das Päckli. «Nicht fallenlassen!», ruft ihnen Olga noch hinterher, «Eier gehen schnell kaputt!»
Gegen Abend treffen alle bei der traurigen Maus ein. Jeder will erzählen und berichten, was sie gefunden haben. Leider ist kein einziges Ei dabei. Einige Geschenke und viele lustige Geschichten bekommt die Maus, die schon lange nicht mehr traurig ist. Als Letzte treffen die beiden mit dem Geschenkpaket von Olga ein. «Wir haben Eier von Olga bekommen!», wollten sie rufen, aber dann sagen sie nur, «ein Geschenk von Olga für uns alle. Die Maus darf es auspacken». Gespannt schauen alle zu.
«Das ist aber eine gelungene Überraschung!», lachen nun alle, als sich die Maus auf ein Ei setzt.
Vielleicht kennst du auch jemanden, der dringend eine Geschichte oder eine kleine Überraschung braucht. Viel Glück dabei!
Die Maus ist aus dem Buch «Ei, Ei, Ei! Die Maus hilft aus», von Lorenz Pauli & Katharina Schärer, Atlantis Verlag 2020, ISBN 978-3-7152-0783-4