Monster erwünscht!

1. Oktober 2020



Alles beginnt mit einem roten Strich in einer Stadt, die ausschliesslich mit schwarz auf weissem Hintergrund gezeichnet ist. Ein Mädchen ist es, das mit roter Kreide all die schwarzen Striche mit einer roten Linie auf der Strasse aufbricht, die Linie auf eine Hauswand führt und sie mit einem Herz abschliesst. Auf der nächsten Doppelseite packt ein Hund den roten Strich und wie durch ein Wunder wird die Linie zu einer Hundeleine.
Mit den vielen bunten Stiften aus seiner Rocktasche malt das Mädchen. Es hat die Technik gewechselt und malt jetzt grossflächig Monster auf Strassen, Hauswände und in Innenhöfe.
Und siehe da, die Monster werden lebendig und beginnen bald selbst mit den Buntstiften die Stadt farbig zu gestalten. Bei jedem Umblättern einer Seite werden die Monster mehr und die Stadt bunter! Das gefällt aber nicht allen! Unter Beobachtung des Polizisten muss das Mädchen mit Wasserschlauch und Bürste die Farben entfernen. Erfreulicherweise helfen ihm andere Kinder und ein glücklicher Zufall lässt die Reinigungsarbeiten schnell erledigen.

Das kunterbunte Monsterbuch für Kinder ab 4 Jahre

Ich steige mit einem Gespräch über Monster ein und hole die Erfahrungen der Kinder mit Monstern ab: Was macht eine Figur zum Monster? Wie sieht DEIN Monster aus oder wie stellst du es dir vor? Wo bist du schon einmal einem Monster begegnet? Beschreibe dein Monster.

Jüngere Kinder stellen sich ein Monster zusammen, zum Beispiel mit „Bau dir ein Monster“

Ältere Kinder können ihr Monster mithilfe eines «Baukastens» zeichnen:
Kopf oder Kopf-Körper rund, eiförmig, eckig, behaart, mit Warzen, Schuppen …?
Mund: gross, klein, offen, geschlossen, wenig, viele Zähne, Zunge glatt, rauh …?
Augen gross, klein, wie viele, offen, geschlossen …?
Horn, Hörner vorhanden, gerade, krumm, bunt, schwarz …?
Eine ähnliche Auswahl für Beine und Arme, Füsse und Hände (Tatzen, Pranken) treffen.
Nun betrachten/»lesen» wir die Bilder im Buch und gehen gemeinsam auf eine Reise in eine phantastische Welt voller Geschichten – und dies ganz ohne Text. Der Phantasie können wir freien Lauf lassen. Alles darf, muss aber nicht erzählt werden.
Für eine Vertiefung kommen die selbst gestalteten oder gezeichneten Monster der Kinder zum Zug. Auf einem Ausdruck der ersten Doppelseite oder einzelner ausgewählten Szenen in schwarz-weiss begegnen die «eigenen» Monster den Leuten und Tieren oder auch den vertriebenen Monstern aus der Stadt. Die Kinder berichten in der Kleingruppe, was ihr Monster soeben erlebt und erzählen dabei ihre ganz eigene Geschichte.

Die Zeichnungen mit den gemalten Monstern in Alice Hoogstads Bilderbuch laden uns zum mehrmaligen Betrachten ein, denn auch auf den Nebenschauplätzen gibt es viele Details zu entdecken. Beispiele, wie mit Kindern und dem kunterbunten Monsterbuch gearbeitet werden kann, lassen sich beliebig ergänzen.

Eine Auswahl von Praxistipps, nicht nur zum beschriebenen Buch, findet ihr im folgenden Literaturtipp:
Neunauge – von der Lust am Bild zur Bildung der Sprache – Eine Einführung in den Umgang mit textfreien Bilderbüchern in der Praxis, verfasst von Katja Eder, Katrin Seewald, Sarah Wildeisen, hrsg. vom Landesinstitut für Schule und Medien, Berlin-Brandenburg.

Das kunterbunte Monsterbuch hat Angela Demarmels und ihre Enkelin zum Malen mit Kreiden inspiriert, siehe Corona Schnipsel 10.

Wer jetzt immer noch nicht genug Monster gesehen, gezeichnet, gestaltet hat und zu wenig Monstergeschichten erlebt, gehört und erfunden hat, dem empfehle ich drei Weitere Bilderbücher (mit Text):

  • Monsta von Dita Zipfel und Mateo Dineen, Tulipan 2018
  • Der Tag, an dem Louis gefressen wurde von John Fardell, Moritz 2012, siehe Newsletter 62
  • Der wilde Watz von Edouard Manceau, Moritz 2017

Ich wünsche allen erholsame und tiefenentspannte Nächte mit oder ohne Monster!