Lika Nüssli

30. Juni 2019


Unterm Bett ein Wunderstein
Lika Nüssli, Atlantis 2006

Beim Spielen im Wald findet Elsa ein Ei. Oder ist es ein Stein? Er fühlt sich glatt an und warm, und als Elsa ihn in die Hosentasche gleiten lässt, spürt sie, wie ein leichtes Zittern durch das runde Ding geht. Zu Hause versteckt sie den Stein unter ihrem Bett. In der Nacht aber bricht er auf wie ein Ei, und ein Wald wächst daraus empor. Eine Traumreise beginnt – geheimnisvoll wie eine Schatzsuche, heiter und bedeutsam wie das Spielen von Kindern.
(Klappentext)

Eine Leseanimation für Kinder von 3 bis 6 Jahren

Wir sprechen über den Wald, was es dort alles gibt, wie es riecht, welche Tiere dort leben, was man spielen kann. Was macht ihr im Wald am liebsten?

I bi i Wald ggange. – Ig o!
I bi zum ene Boum cho. – Ig o!
I ha ne umghoue. – Ig o!
I han e Säutrog drus gmacht. – Ig o!
D Säu hei drus gfrässe. – Ig o!

Jemand spricht den Haupttext. „Ich auch“ muss dann immer ganz rasch von den Kindern gesagt werden.
https://vers-und-reim.net/#rym

Vers wiederholen: rufen die Kinder beim letzten Mal immer noch „ich au“?
Spiel ausweiten, andere Sätze erfinden, z.B. „Ich gehe in den Wald,“ Kinder rufen „Ich au!“, „Ich gehe Holz sammeln, ich au“, Kinder Sätze sagen lassen.
Elsa ruft nie „ich au!“, sie spielt am liebsten allein. Und ihr?
Geschichte weitererzählen. Ich habe einen runden, glatten Stein mitgenommen und zeige ihn.
Elsa liegt im Bett. Was hat es dort alles für Kuscheltiere!

Drachenvers:
(Im Sprechgesang)
Es war einmal ein Drache, fuuh!
(erst beide Fäuste ballen und dann bei fuuh öffnen)
mit einem roten Rachen, fuuh!
Sein Atem war aus Feuer, fuuh
Er war ein Ungeheuer, fuuh!
Da kam ein stolzer Ritter, fuuh!
Der poltert wie Gewitter, fuuh!
Sucht ihn sieben Stunden, fuuh!
Und hat ihn nicht gefunden, fuuh!
Der Drache, der war schlauer, fuuh!
Da war der Ritter sauer, fuuh!
Der Drache ist geblieben, fuuh!
Hat Kinder; Stück der sieben, fuuh!
So kleine Ungeheuer, fuuh!
Ihr Atem war aus Feuer, fuuh!
Und deshalb ist im ganzen Land, fuuh!
Die Hühnersuppe angebrannt, fuuh, fuuh, fuuh!!!
http://www.kindergaudi.de/kigacms/spiele/info.htm?&rid=2&cid=&tid=1579#.XO0sui9Xbs0

Elsa schläft ein. Was steigt ihr in die Nase? Ich tröpfle ein paar Tropfen ätherisches Tannennadeln Öl auf den Stein. Riecht ihr das auch?
Elsa erlebt ein spannendes Abenteuer.

Zwerg:
Det obä ufem Bergli,
äis, zwäi, drü,
(Mit den Händen über dem Kopf eine Bergspitze andeuten. Mit grosser Bewegung der rechten Hand wird anhand der Finger durchgezählt: der Reihe nach den Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger vorstrecken)
det tanzet chlini Zwergli,
äis, zwäi, drü.
(Die Finger beider Hände tanzen auf dem Kopf. Jetzt wird mit der linken Hand gezählt)
Det undä uf dr Mattä,
äis, zwäi, drü,
(Mit den Händen die Füsse berühren. Mit dem rechten Fuss bei jeder Zahl stampfen)
det sitzt en Riis im Schattä,
äis, zwäi, drü.
(Mit den Armen einen kugelrunden Riesen zeigen. Mit dem linken Fuss bei jeder Zahl stampfen)
Varianten:
leise, flüstern: Am Schluss 1 – 2 – 3 so laut brüllen wie möglich, 1 – 2- 3 in Fremdsprachen zählen.
Susanne Stöcklin-Meier, Spielen, Bewegen, Selbermachen und zusammen lachen, Atlantis

Kleines Spiel zur Auflockerung je nach Bedarf:
Ein Kind ist der Affe und macht etwas vor, die anderen machen es nach. Evtl. geht ein Kind zuerst raus und errät nachher, wer der Chef-Affe ist und die Bewegungen vormacht.
Was würdet ihr euch als Schatz wünschen?
Geschichte fertig erzählen und jedem Kind einen runden Stein als „Bhalti“ mitgeben.

Underem Bett han ich min Wunderschtäi
Stein auf den Boden legen
Und schlafä bald scho ii
Schlafbewegung mit gefalteten Händen am Kopf
Dänn träum ich öppis ganz ganz schöns
Mit den Armen tanzen
Und d’Nacht isch gschnäll verbii.
Aufwachen und sich strecken.
Natalie River

Lika Nüssli

1973 geboren und in Gossau im Restaurant Schäfli aufgewachsen. Nach dem Vorkurs in Romanshorn, einem Englandaufenthalt und einer Ausbildung zur Textildesignerin in Herisau, studierte sie Illustration an der Hochschule für Design + Kunst in Luzern. Seit 2003 arbeite sie als freischaffende Künstlerin in St.Gallen. Sie ist eine Grenzgängerin, zeichnet, malt, illustriert und performt.

Interview mit Lika Nüssli:
Natalie River: Kannst du dich an bestimmte Bilderbücher aus deiner Kindheit erinnern?
Lika Nüssli: Ja sicher – die haben mich sehr geprägt. Meine grosse Schwester Bernadette, die einiges älter ist als ich und eine Buchhändlerlehre machte, schenkte mir schon früh spezielle Bücher.
Geschichte Nummer 1 und 2 von Eugene Ionesco mit Bildern von Etienne Delessert sind mir ganz tief gesackt.
NR: Welche Gefühle verbindest du damit?
LN: Abtauchen in eine andere Welt. Habe mich verstanden gefühlt in meinen Widersprüchen und absurden Gedanken.
NR: Wer hat dir vorgelesen?
LN: Meine Mutter, meine Schwester Bernadette (wunderschöne Stimme).
Lesen, Literatur, vorgelesen bekommen fördert die Empathie, weil mensch sich in andere Individuen, Figuren aus Geschichten einfühlen.
NR: Gab es einen bestimmten Moment, an dem du gewusst hast, dass du in die Welt der Bilderbücher eintauchen möchtest oder waren Bilder für Kinder schon immer Teil deiner Arbeiten?
LN: Ich glaube, das war immer schon da, Bilder zu machen, in die alle abtauchen können – nicht nur Kinder. Das ist mir ganz wichtig, meine Adressaten als Menschen zu sehen und nicht als Kinder und dass es für alle Altersstufen ist, für Kinder wie für Erwachsene.
NR: Was möchtest du mit deinen Bildern bei den Kindern auslösen, gibt es da sowas wie einen Herzenswunsch von dir?
LN: Klar, sich verstanden zu fühlen, aufgehoben, auch mit allen Arten von Gedanken, nicht nur die positiven.
NR: Fühlst du dich beim Malen in ein Kind hinein um die erwachsene Perspektive zu vermeiden?
LN: Ich gehen von mir aus – ich bin Erwachsene und Kind zugleich. Ich denke auch nicht unbedingt an ein Publikum, sondern gehe echten Gefühlen nach.
NR: Was hältst du vom digitalen Fortschritt im Bezug zu Kindern?
LN: Die digitale Welt ist unsere Gegenwart und Zukunft. Aber ich finde, sie ist oft zu glatt und zu homogen. Weil es oft was Populäres ist, was Erfolg hat. Aber eben, Kinder müssen lernen mit den digitalen Medien umzugehen…und sie brauchen den Ausgleich, selber gestalten, Natur, Bewegung, soziale Beziehungen, Kultur und Kunst. Was mich jeweils wirklich sehr schmerzt, wenn Kleinkinder ein Handy in die Hand gedrückt bekommen – weil es den Eltern zu mühsam ist, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Das finde ich emotionale Verwahrlosung.
NR: Herzlichen Dank für das spannende Interview!
www.likanuessli.ch

Weitere Bilderbücher von Lika Nüssli:

5 winzig kleine Zwerge, Brigitte Schär, Lika Nüssli, SJW Zürich ISBN 978-3-7269-0580-4 von 2011

Im Kopf des Monsieur Tambourin, Lika Nüssli, Vogelfrei St.Gallen ISBN 978-3-033-03012-1 von 2011

Es Schlaflied für de Igel, Lika Nüssli, Marius & die Jagdkapelle, St.Gallen ISBN 978-3-7269-0550-7 von 2008

Leni holt Hilfe, Ueli Ambühl, Lika Nüssli, Atlantis ISBN: 978-3-7152-0558-8 von 2008

Natalie River, Leseanimatorin SIKJM