Stille Nacht – Zaubernacht

15. Dezember 2015


Das wunderbare Buch „Stille Nacht – Zaubernacht“ von Dominique Marchand / Albrecht Rissler ist 2000 im Michael Neugebauer Verlag erschienen und leider vergriffen.

Die Nacht war kalt, eisig der Wind.
Daheim aber brannten die Kerzen, und jeder, der noch draussen war, eilte nach Hause und freute sich schon auf diesen Abend, den schönsten Abend des Jahres.
Nur ein Mann lief ziellos durch die leeren Strassen. Er hatte kein Zuhause.

Da und dort sahen ihm die Leute nach, wenn er vorüberging. Der Mann drehte sich nicht um. Wortlos ging er vorbei, pfiff nur vor sich hin.
Sachte fiel der Schnee auf seinen weissen Bart.
Doch er war nicht allein in dieser kalten Nacht…
Seinen Spuren im Schnee folgte ein kleiner Hund.
Wo war denn sein Zuhause?
Ein Stern schimmerte an seinem Halsband.
Als der Mann den Hund bemerkte, erhellte sich sein Blick.
„Na, wo kommst du denn her? Bist du auch allein?“
Der Hund schaute ihn an.

Im Schutz einer Tanne fanden sie einen Platz. Dort teilte der Mann mit seinem Gast ein Stück Brot.
Und da Heiligabend war, erzählte der Mann noch eine Weihnachtsgeschichte, die er früher als Kind oft gehört hatte. Danach summte er ein Lied.
Der Wind blies immer kälter. Bald froren die beiden so sehr, dass sie in einer alten Hütte Zuflucht suchten.
Lange sassen sie still im Stroh beim Kerzenschein.
Plötzlich fing der Hund an zu sprechen.
„Ich bin ein Zauberer!“
„Was! Ein Zauberer?“, staunte der Mann.
„Du bist so gut gewesen zu einem armen Hund“, sagte der Zauberer, „dass ich dir einen Wunsch erfüllen will. Sage mir, was du möchtest.“
Er musste nicht lange überlegen.
„Ich habe mir schon immer einen Hund gewünscht.“
Ein kleiner Hund als Freund, das war sein grösster Wunsch!
Der Zauberer schwieg lange.
Dann gab er seine Zauberkraft für immer auf.
Dieser Freund wollte er sein.
Und als der neue Tag anbrach, zog der Mann weiter und sein Hund folgte ihm.

Diese Geschichte lässt sich sehr gut als einfaches Tischtheater spielen. Es braucht nicht mehr als ein paar weisse Tücher, eine Leporello-Stadt, eine Tanne, ein Schuhschachtel-Holzhaus und zwei Figuren. Die Zauberkraft gibt der Hund auf, indem er sein Sternenhalsband auszieht.

Viel Freude beim Spielen und Erzählen.

Regina Meier-Gilgen