Das schwarze Buch der Farben
Das schwarze Buch der Farben
Menena Cottin/Rosana Faria
Fischer Schatzinsel 2008
Im Garten blüht der blaue Rittersporn neben den orangen Taglilien, die weisse Margrite neben der gelben Lysimachia, dazwischen roter Mohn, Rosen von weiss über rosa zu dunkelrot. Die violette Salbei duftet mit den Rosen und den letzten cremeweissen Holunderblüten um die Wette. Beim geniessen dieser Pracht fällt mir das schwarze Buch der Farben ein:
Für Thomas schmeckt die Farbe Gelb nach Senf, und sie ist so weich wie der Flaum von Küken…
Wie erklärt man einem Blinden, wie Farben aussehen? Dieses Bilderbuch schafft es auf sehr eindrucksvolle Weise. Zum einen werden in einem Satz kurz und sehr einfühlsam die Farben beschrieben, so wie Thomas (ein blinder Junge) sie empfindet.
So ist Braun die Farbe der vertrockneten Blätter, die unter seinen Füßen rascheln, Rot der Geschmack von Erdbeeren oder der Schmerz bei einer Wunde. Und Schwarz ist für ihn die Königin der Farben, weil sie so weich wie Seide ist, wenn seine Mama ihn umarmt und mit ihren Haaren umhüllt.
Die kurzen Texte werden in Braille wiederholt und auf der rechten Seite des Buches sind all die Federn, die Blätter, die Erdbeeren oder Regentropfen mit einem schwarzen Relieflack gedruckt. Abgesehen von den Texten ist dieses Buch komplett schwarz, aber doch farbenfroh.
»Das schwarze Buch der Farben« ist ein Buch, bei dem man Bilder sehen und ertasten kann, Schrift mit den Augen oder den Fingern lesen kann – ein Buch, dass die Sinne von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen sensibilisiert.
Das Buch passt sehr gut zu den Themen Farben und Behinderung/anders sein.
Dazu kann man Tastspiele spielen, eine Tastschachtel basteln oder blind über einen Barfussparcours spazieren. (Kleine Kinder lassen sich die Augen nicht gerne verbinden, man kann es mit einem dünnen Chiffontuch versuchen, das nicht ganz „blind“ macht.)
Riechmemory, Duftsäcklein oder sogar ein Duftkissen bedruckt mit Blütenfarben passen auch wunderbar.
Wir können ein Farbendomino spielen und mit Strassenkreiden einen Regenbogen malen, der dann beim nächsten Regen davonfliesst.
Dä hett ä gäube Farbtopf
Dä tuet dört dri ä blaue Tropf
Dä mischt alles mitenang
Dä mout mit em Grüen a d`Wang
Und das chline Malerchind
macht druf roti Tüpfli gschwind.
Ein Lieblingsbuch von Regina Meier-Gilgen, Leseanimatorin SIKJM
lesefreude@gmail.com