Silent Book aber kein bisschen still!

31. März 2020


Bilderbücher ohne Text, ohne Worte, ohne Schrift sind im Trend. Sie fokussieren auf die Kraft der Bilder, fordern auf zu genauem Schauen. Sie lassen die Betrachtenden in Gedanken und im Gespräch spekulieren über die Geschichten, die sich in den Bildern vor ihnen ausbreiten.
Doch woher um alles in der Welt stammt die Bezeichnung „Silent Book“ für diesen wundervollen Typus Bilderbuch? Weshalb „still“, wenn doch genau in diesen Büchern so viel Sprachkraft steckt, dass einzelne Verlage sie in einer eigenen Rubrik zur Sprachförderung aufführen! Und wer schon einmal mit Kindern ein solches Buch betrachtet hat, egal ob es eine Wimmelbildanlage wie Sven Nordqvists „Spaziergang mit Hund“ oder eine Einzelgeschichte wie John Hares „Ausflug zum Mond“  beinhaltet, der berichtet von unzähligen Interaktionen. Und bei denen geht es eher lautstark denn leise zu- und her!

Aus Sven Nordqvists „Spaziergang mit Hund“
Aus John Hares „Ausflug zum Mond“

Vielleicht wäre die Bezeichnung „Bücher, die die Stille überwinden“ treffender? Denn IBBY Italia war es, welches den Begriff in Umlauf gesetzt hat mit seinem wunderbaren Projekt auf der Insel Lampedusa. Aus der ganzen Welt werden dort seit 2012 Bilderbücher ohne Text gesammelt, um sie den Kindern im Flüchtlingslager zur Verfügung zu stellen. Denn die Bilder bieten unabhängig der Herkunftssprachen allen Betrachtenden Zugang zu Geschichten und Momenten der Freude.


Ibby Italia

Dass dabei aus dem italienischen Projekttitel „Libri senza parole“ das knackige „Silent Books“ geworden ist, gefällt sogar einer der Initiatorinnen, nicht wirklich. Doch vielleicht gerade wegen des knackigen Slogans macht die Idee, Bücher ohne Worte zu nutzen, um Menschen über Kulturgrenzen hinweg zu verbinden und zur Sprache zu bringen, einen Siegeszug um die Welt. Und zusätzlich finden IllustratorInnen weltweit immer wieder überraschend neue Wege für Bild-Geschichten, die nur darauf warten die Stille zu durchbrechen.