Kunterbunt

3. Juni 2021


Der, Die, Das und Kunterbunt von Manfred Schlüter,
Verlag edition buntehunde, 2018, Neuauflage Juni 2021, ISBN 978-3-947727-12-4

Es gibt das Gelbe Meer. Es gibt das Rote Meer. Und es gibt das Blaue Meer. Alles hat seine Ordnung. Bis ….
Dieser Text auf der hinteren Umschlagseite lädt uns ein, das Buch gemeinsam mit Kindern zu entdecken.

Der, Die, Das und Kunterbunt erzählt von Ordnung und Engstirnigkeit, von Ängsten und  Vorurteilen – und deren kreativer Überwindung. Der Autor erzählt uns von Ressourcen, Selbstbewusstsein und Mut. Die Geschichte  erzählt von Zugehörigkeit, Freundschaft und Abgrenzung. Das Buch erzählt von Verständigung, Übergängen – und fröhlicher Freundlichkeit. Und Kunterbunt macht Veränderung sichtbar, regt die Sinne an und lädt ein zum bunten TUN !

Inhalt des Buches
Geometrische Formen (Dreieck, Kreis und Quadrat) in den Primärfarben Gelb, Rot und Blau sind die liebenswürdig gemalten Protagonisten. Im Gelben Meer leben die gelben Dreiecke, die aussergewöhnlich gut sehen können, das Rote Meer wird von roten Kreisen, die hervorragend hören, bevölkert und im Blauen Meer schwimmen blaue Quadrate, die besonders gut riechen können. Jeder Farb-Clan bleibt unter sich, denn alle haben Angst vor den jeweils Anderen. Sie sind der festen und leider auch unumstösslichen Ansicht: «So ist das nun mal.» Die einfarbige Einheit schenkt Schutz, Geborgenheit und Aufgehobensein in der Gruppe.

Als sich ein blaues Quadrat «verschwimmt», kommt die Handlung ins Fliessen: Blauquadrat ist einsam, ängstigt sich, fühlt sich fremd, und – trifft natürlich prompt auf Andersfarbige. Auch diese sind zwar noch in ihrem «so ist das nun mal» Denken drin, doch eine mutige Rote schwimmt gemeinsam mit Blauquadrat weiter. Bestimmt erahnt ihr, wie es weitergeht. Richtig, sie treffen auf die Gelben und ein Gelbdreieck schliesst sich ihnen an. Als das Blau-Rot-Gelb-Trio das Blaue Meer erreicht, muss sich Blauquadrat entscheiden.

Es schwimmt tatsächlich mutig weiter, zusammen mit den neuen Freunden, weg von den Vorurteilen seines eigenen Clans, doch auch weg von der Geborgenheit, die dieser bedeutet. 

Der Zusammenschluss ermöglicht es dem dreifarbigen Trio, neue Ressourcen zu entdecken und sich neue Wege zu erschwimmen.
Dank ihrer unterschiedlichen Stärken gelingt es ihnen, gemeinsam das Meer zu finden, das zu ihnen passt. Hier gefällt es ihnen, und sie können «ihr» Meer kreativ, selbstbestimmt, und doch gemeinsam gestalten. Und wenn sie Besuch eines andersfarbigen Wesens erhalten, sagen sie einfach nur unisono: «Keine Angst, wir beissen nicht».

Text und Illustrationen
Manfred Schlüters Bilder sind farbenprächtig, ausdrucksstark und auf das Wesentliche reduziert. Die Hauptfiguren wirken lebendig und liebenswürdig. So schwimmen sie sich durch die verschieden-farbigen Meere direkt in unsere Herzen. Die klare Form(en)sprache sowie die bewusste Konzentration von Text und Bildinhalten auf das Allerwesentlichste zieht sich konsequent durch das ganze Buch. Darf ich es so formulieren: Weniger ist in diesem Buch «meer»…!
Ich liebe es, wenn auch die Vorsatzseiten zum Inhalt des Buches passen. In diesem Buch kann man sie sehr schön miteinbeziehen und sie bieten viele Anreize für nachfolgende Gespräche mit den Kindern. Wollt ihr wissen, weshalb? Dann schaut mal ins Buch rein!
Die Geschichte wird in kurzen, prägnanten Sätzen erzählt. Dadurch können sie auch sehr junge Kinder bereits leicht verstehen. Wie in einer Reihengeschichte lebt sie von Wiederholungen und spätestens beim dritten «Keine Angst, ich beiße nicht…» werden die Kinder gerne mitsprechen.
Spielerisch leicht, beinahe schwerelos schwebend,  übermittelt uns die gelungene Kombination aus Illustration und einfach gehaltener Textsprache die Botschaft des Buches: Ängste und Vorurteile werden durch bewusste Entscheidungen überwunden. Individuelle Stärken werden entdeckt und, gemeinsam eingesetzt, zum Wohle aller genutzt. Vielfältige sinnliche Erfahrungen ermöglichen kreative Lösungen. Neue Wege können gegangen werden und neue Lebensräume eröffnen sich.

Kunterbunt, Sinnlich, Kreativ

  • Natürlich eignet sich das Buch in erster Linie dazu, mit den Kindern über diese Themen zu sprechen wie Gruppenzugehörigkeit, Abgrenzung, Freundschaft und Vorurteile, Fremdsein, Eigenverantwortung und Integration.
  • Gerne gebe ich euch an dieser Stelle  noch einige kreative und sinnesbezogene kunterbunte Impulse, die viel Freude machen und (nicht nur) Kinderaugen leuchten lassen.

Dieses Lied kennst du wahrscheinlich schon, jetzt kannst du einfach mitsingen!

Formen und Farben, Sinneswahrnehmungen, Kreatives

Geometrische Formen wollen:

  • entdeckt, geformt, ertastet, gefühlt, benannt, gespielt, gemalt, gelegt, mit dem Körper gebildet werden….
  • Farben wollen entdeckt werden:
  • Schliess deine Augen, was siehst du, wenn du  … gelb hörst? (Assoziieren lassen) Was riechst du, wenn du dir etwas Rotes vorstellst? Wie schmeckt wohl Blau? Was kommt dir als erstes in den Sinn wenn du dir orange vorstellst? kennst du eine Frucht die rosa ist? Wie stellst du dir vor, sieht Blau durch die Sonnenbrille aus? Wie riecht wohl grün? Und was passiert wohl, wenn du blau und rot mischst? Riecht diese Farbe wirklich nach Himbeeren oder ist es eher himmelblau?

Dazu könnte auch dieses Spiel hier passen:

Sinneswahrnehmungen

  • Gib deinem Kind etwas, das es gerne hat in den Mund und lass es raten, wie es sich anfühlt: leicht, salzig, warm, rund, grün, kalt, süss, schwer, klebrig, flüssig, rosa, prickelnd….?
  • oder wie fühlt sich dies auf deiner Haut an?
  • Oder wie riecht diese Frucht? Oder dieser Geruch, woran erinnert er dich?
  • Mit welcher Farbe verbindest du ihn?
  • Oder was meinst du, wie tönt wohl gelb? Oder kannst du vielleicht blau hören? Oder riechst du vielleicht etwas Rotes?

Kreatives – Meer mit Zauberfarben

  1. Nimm ein dickes, weisses Blatt Papier.
  2. Male Formen, Figuren, Blumen, Sterne, etc. mit weisser, wasserfester Neocolor Farbe auf  das Papier. (Du kannst auch bunte nehmen, doch mit Weiss ist die Zauberei besser sichtbar!).
  3. Benetze das Papier zuerst hinten, dann vorne mit Wasser (unter Wasserhahn halten oder mit  Schwamm). Auf diese Weise wellt sich das Papier nicht.
  4. Lege es auf ein umgedrehtes Backblech, dann hast du einen guten, abwaschbaren  Unter- grund, das Papier kann nicht davon rutschen. Du kannst es auch grad darauf trocknen lassen.
  5. Male mit Pinsel und Farbe aus dem Malkasten über das weisse Papier
  6. Staune und freue dich über dein Zauberbild!

Herr H. Wittl und Frau Dr. S. Geser vom Verlag Buntehunde haben mich im Vorfeld des Farbenschnipsels noch darauf aufmerksam gemacht, dass «Der, Die, Das und Kunterbunt« gerade in der 2. Juni-Woche in zweiter Auflage neu erscheinen (ISBN 978-3-947727-12-4) wird».
Vielen Dank für diese Information und die freundliche Erlaubnis, Bild- und Textauszüge für die vorliegende Rezension zu verwenden.

Und mit einem humorvollen Gedicht vom Autor und Illustrator Manfred Schlüter beende ich diesen Farben-Schnipsel,
wünsche euch viel Freude bei allem kunterbunten Tun und Treiben und einen wunderschönen warmen Juni!
Eure Ursula Staub-Schumacher

Schicksal
Das Blatt Papier, noch unbeschrieben,
wäre so gern weiss geblieben,
geriet jedoch in meine Hände –
und mit der Weissheit war’s zu Ende.

(Er selbst sagt in einem Interview zu diesem Gedicht: «… und eines aus meinem Reime-Eimer.
Auch für Kinder. Es könnte als Motto über meinem Leben stehen.»