Ein langer Tag

4. Dezember 2020


Am Morgen des 5. Dezembers fährt Mama Schwein im Eiltempo Richtung Kindergarten, viel zu spät dran. Ferkel ohne Regenjacke, ohne Gummistiefel, ohne Frühstücksbrei im Bauch, lässt sich im Kindersitz chauffieren – gezwungenermassen – Ferkel hat nämlich heute einen absoluten Nein-Tag. ‘Hotel Winterschlaf!’, ein Wunschblitz in Mamas Kopf. Der Regen peitscht den beiden ins Gesicht.
Mama setzt Ferkel im Kindergarten ab und eilt aus der Tür.
Hier sitzt es nun in seiner Windelhose und schaut zu, wie die andern spielen. Seine Power hat es gerade schon verbraucht.

Was Mama vorhat, ist nicht verbrieft, ebenso, wie es um ihre Power steht. Ein Kind, das NEIN schreit zu allem und jedem, und einen dazu bringt, es am Schluss gewaltsam in den Kindersitz des Velos zu packen, nur um irgendwie alles hinzukriegen, was auf dem Programm steht, dürfte auch beim stärksten Schwein Spuren hinterlassen.
Der Tag ist lang für beide.
Auf dem neuerlichen Weg in den Kindergarten, um ihren Ferkelschatz abzuholen, schiebt Mama Schwein ihr Velo durch die Innenstadt, vorbei an Armins Buchhandlung, aus der gerade Dr. Tapir tritt, mit Taschen voller Bücher in beiden Händen, ganz weihnachtstrunken, wie es scheint.

Mama Schwein holt nebenan beim Hoi ein Säcklein Pardon-Bonbons als Feierabendüberraschung.
Vor dem zu Bett gehen machen Ferkel und Mama Schwein ihre tägliche Müüslibüro – Zyt, Ferkel ruft: «Müüsli, Müüsli, was machsch i der Chischte?» Und Mama macht sie auf:

«Sali zäme», sagt die Maus, die in der Schachtel wohnt. «Hüt hämmer do mol öpis usnahmswiis Knischtersäckligs im Agebot!» Sofort entdeckt Ferkel das Bonbon-Säcklein, ohhh, unfassbar!  Mama und Ferkel bekommen ein Bonbon angeboten, schmatz! Und die Maus fragt, was sie spielen wollen: Memory? Stiftespiel? Farbenspiel? Schnippselspiel? Oder Verslispiel?, und sie freut sich, dass Ferkel Verslispiel wählt, weil sie das eben zurzeit auch grad am Liebsten hat. Die Auswahl in den Versli-Minibooks aus dem Buchstart-Treff lässt keinen Wunsch offen. Ein Ritt über Stock und Stein, fünf Schweinchen, die dem Bauer nicht gehorchen, und wie gestern schon, die aktuelle Versli-Geschichte «Im Chlausewald».

Es schneierlet, es beierlet
im Chlausewald uf d Tanne,
tuusig Flöckli bliibe still
a jedem Eschtli bhange.
Es schneit em Samichlaus ufs Huus,
und s Röichli stiigt zum Chemi us.

Es schneierlet, es beierlet
im Chlausewald uf d Hase,
und em Fuchs schneits uf de Schwanz,
em Eseli uf d Nase.
Es schneit em Samichlaus ufs Huus,
und s Röichli stiigt zum Chemi us.

Es schneierlet, es beierlet
im Chlausewald ufs Bächli,
jede Pilz und jede Stei
treit scho es wisses Dächli.
Es schneit em Samichlaus ufs Huus,
und s Röichli stiigt zum Chemi us.

Dann ist Bett-Zeit. «Gut Nacht», sagt die Maus und schliesst ihr Büro.

Wie Ferkel dann noch ein letztes Mal «Nein» sagt, steht im Bilderbuch «Das kleine Nein-Schwein» von Henrike Wilson, erschienen im Hanser Verlag 2020, aus dem auch die Bilder stammen.
Das Chlausewald- Gedicht ist aus: Barbara von Arx-Haller; Samichlous. Licorn Verlag
Und eine Büro-Kiste wäre natürlich ein wunderbares Weihnachtsgeschenk zum Selberbauen. Kleinere und grössere Kinder freuen sich über eine eigene Schere, Klebstreifen, Leimstift usw. und übers gemeinsame Bespielen mit einer Figur, die Grösseren können die Kiste auch selbständig nutzen.