Die Reise

30. April 2020


«Die Reise» ist das erste Bilderbuch einer Trilogie von Aaron Becker. Die Folgebände heissen «Die Suche» und «Die Rückkehr». In meinem Regal stehen die amerikanischen Originalversionen der drei Bücher, was aber (abgesehen vom Titel) bedeutungslos ist, denn die Bücher enthalten gar keinen Text.

Die Geschichte beginnt monochrom in einem aufgeschnittenen Haus, in dem man – wie in einer Puppenstube – in jedes Zimmer gucken kann. Ein Mädchen langweilt sich in seinem grauen Alltag. Es versucht, mit den anderen Familienmitgliedern in Kontakt zu treten, jedoch niemand hat Zeit. Mit Hilfe einer roten Kreide entschlüpft es in eine märchenhafte, abenteuerliche Phantasiewelt. Da werden auch die Bilder bunt und phantasievoll.
Dank seiner Reise lernt das Mädchen einen Jungen mit einer violetten Kreide kennen und findet so einen Freund für weitere Abenteuer.
Inhaltlich erinnern mich gewisse Szenen stark an «Harold und die Zauberkreide» von Crockett Johnson (ISBN 978-3-446-24013-1,) und ich bin sicher, Becker – der amerikanische Illustrator mit Jahrgang 1974 – ist mit «Harold» aufgewachsen. Beckers Umsetzung ist jedoch ganz anders: Während Johnson bei ganz einfachen Strichzeichnungen bleibt, gestaltet Becker detailreiche, stimmungsvolle Bilder mit Tiefenwirkung.

Gemeinsam mit den Kindern finden wir die Geschichte(n) zu den Bildern und vergleichen Bilder miteinander.
Mit einer Lupe können Kinder auf bestimmte Details aufmerksam gemacht werden. Oder sie zeigen selber mit der Lupe, was sie für Details in den Bildern entdeckt haben.

«Die Reise» ist ein Buch, das uns anregt, unsere Phantasie zu gebrauchen. Mit ein paar bunten Stiften ist es möglich eine Welt zu erschaffen, in Gedanken können wir um die ganze Welt reisen. Ich erinnere mich, dass sich meine Mutter abends jeweils mit uns Kindern aufs «Traumkanapee» gelegt hat, während wir auf Vaters Heimkehr von der Arbeit warteten. Gemeinsam flogen wir übers Land und erzählten uns, was wir von oben alles sehen konnten, beispielsweise den Papa auf dem Heimweg. Mit nichts als unserer Phantasie beschäftigten wir uns so, bis der Vater da war und man abendessen konnte.

Eine Aktivität, die sich zu diesem Buch anbietet, ist selber bunte Kreide herzustellen. Im ersten Band kommen nur eine rote und eine violette Kreide vor. In der «Suche» wird die Palette dann auf alle sechs Regenbogenfarben ergänzt. (Angela Demarmels hat am 23.3.2020 einen Schnipsel zu Strassenkreide gemacht und auch einen Link zur Herstellung derselben angefügt.) Hier nun meine Version:

Material:
Baugipspulver
1dl-Plastikbecher
Chinesische Essstäbchen (Einweg)
Gouachefarben
Wasser
Kaffeelöffel


Herstellung: 
Etwa 1cm Farbe in einen Becher geben, gut zur Hälfte mit Wasser auffüllen, mit einem Essstäbchen verrühren, mit dem Kaffeelöffel Gipspulver beigeben und verrühren, bis die Masse dick wird.
24 Stunden aushärten lassen, Becher wegbrechen und Kreide benützen.

Viel Vergnügen beim Eintauchen in eine bunte Phantasiewelt!